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Unter den 18 Suva-Agenturen nimmt die Agentur St. Gallen neben der Unfallversicherung weitere Aufgaben wahr. Willi Kleeli, Leiter der Agentur, spricht im Interview über diese Aufgaben und über die Besonderheiten der Suva an sich.

Was macht die Suva-Agentur St. Gallen anders als andere?
Neben dem Unfallversicherungsgeschäft sind wir für die Militärversicherung für die Hälfte der deutschsprachigen Schweiz zuständig. Wir erledigen zudem die Regressfälle für die Agenturen Winterthur sowie Chur und Linth und kümmern uns um alle Regressfälle, bei denen ein österreichischer Haftpflichtversicherer beteiligt ist, also wenn Schweizer in Österreich verunfallen. Ausserdem machen wir die Schadenerledigung für andere Versicherer, insbesondere für die Krankenkasse CSS in der Ostschweiz.

Wie viele Betriebe und Versicherte decken Sie hier ab?
Wir versichern rund 8 500 Betriebe mit schätzungsweise 120 000 Mitarbeitenden. Pro Jahr werden ungefähr 35 000 Unfälle gemeldet. Es passiert also viel. In der Ostschweiz müssen wir in der Unfallprävention definitiv dranbleiben. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir überdurchschnittlich viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betreuen. In Kantonen mit mehr Grossindustrien geschehen eher weniger Unfälle.

Weshalb ist die Prävention für die Suva so wichtig?
Die aktive Prävention steht im Zentrum unserer Bemühungen und das unterscheidet uns von anderen Versicherern. Durch unsere Arbeit gewährleisten wir einerseits die Arbeitssicherheit und wissen andererseits, welche Unfälle bei welchen Tätigkeiten geschehen. Dieses Wissen können wir nutzen und gezielt Unfälle verhindern. Das ist ein cleverer Mechanismus. Es macht Sinn, neben den Arbeitsunfällen die Freizeitunfälle einzubeziehen, weil wir wollen, dass weniger Unfälle geschehen, die weniger Kosten, Arbeitsausfälle und weniger Leid verursachen. Das richtige Verhalten bei der Arbeit beeinflusst ausserdem das Freizeitverhalten. Von all dem profitieren übrigens die anderen Versicherer.

Sie verstärken aktuell Ihre Aktivitäten in der Prävention sogar – wie und weshalb tun Sie das?
Seit Mitte des letzten Jahres haben wir einen Präventionsspezialisten in der Agentur St. Gallen. Er geht in die Unternehmen, vor allem zu den KMU, hilft bei der Prävention von Arbeitsunfällen und versucht auftretende Probleme zu lösen. Er ist kein Durchführungsorgan, sondern berät zielorientiert. Bei den KMU besteht ein grosser Bedarf. Es war deshalb ein wichtiger Entscheid der Suva, dass jede Agentur einen Präventionsspezialisten einstellen darf. Wir wählten eine Person, die sehr erfahren ist und aus der Industrie kommt.

Wie sieht ein Case Management der Suva grob erklärt aus?
Wird uns ein Unfall gemeldet, der eine lange Arbeitsunfähigkeit bedeuten könnte, treten wir in Verbindung mit dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer. Nach einem Unfall steht die Heilung im Vordergrund, eine schnelle Wiedereingliederung hilft dabei. Wir klären ab, welche alternativen Tätigkeiten geeignet und im Betrieb möglich wären. Gibt es Unfälle, deren Heilung länger dauert als gedacht, nehmen wir nach spätestens zwölf Wochen Kontakt auf, verstärken die Betreuung und versuchen die Stelle zu erhalten und die Wiederaufnahme der Arbeit zu ermöglichen.

Die Suva hat die Prämien für dieses Jahr reduziert. Was steckt dahinter?
Die Suva muss Geld anlegen, um die gesetzlichen Verpflichtungen gegenüber ihren Versicherten wie Renten, Heilkosten und Taggelder zu decken. Die Anlageerträge helfen, diese Leistungen zu finanzieren. Weil die Suva das Geld gut anlegte, gab es in den vorangegangenen Jahren überdurchschnittliche Anlageperformances. Darum gibt sie nun 2019 und 2020 einen Teil der in den letzten Jahren erzielten Überschüsse in Form von tieferen Prämien an die Versicherten weiter. Die Suva hat die Prämien für Berufs- und Nichtberufsunfälle für das Jahr 2019 um 15 Prozent reduziert, was rund 520 Millionen Franken entspricht. Im Jahr 2020 folgt dann voraussichtlich die zweite Tranche.

Veröffentlicht in der Zeitschrift IHKfacts (Frühling 2019).