Eine Projektwoche im Schulhaus Chapf widmete sich dem Leben im Dorf. Die Gossauer Schüler lernten, was es dazu alles braucht und welcher Aufwand dahinter steckt. Sie betrieben eigenständig ein Dorf mit zeitgemässer Infrastruktur.

Die Bank ist von grosser Bedeutung in Chapfhausen. Sie verwaltet die Gewinne der vielen kleinen Unternehmen. Sie wechselt das Geld, den Chäpfler, welchen Erwachsene zu einem Kurs von 50 Rappen erhalten. Die arbeitende Bevölkerung – Kindergärtler und SchülerInnen – erhalten Lohn für ihre Arbeit. Er wird von der Bank ausbezahlt und reicht meistens aus, um die vielen Angebote in Chapfhausen auszuprobieren.

Im Fitnessstudio riecht man den Schweiss, im Beauty-Studio die Haarsprays. Die Einen brauchen danach Seife und nehmen eine Massage, die Anderen gehen lieber aus – in den Spielsalon. Aus Bäckerei, Käserei, Bistro und Restaurant strömen verlockende Düfte. Grossartige Blumengestecke, Schmuck und Handarbeiten werden sorgfältig – aber wegen der grossen Nachfrage – im Eiltempo hergestellt. Der Eifer der Chapfhausener ist riesig. Sie rackern für ihren Lohn und geben ihn danach voller Freude aus. Sie finden es einfach „mega!“ Aber streng.

Wichtig sind heute in einem Dorf aber auch Unterhaltung und Information. Chapfhausen bietet eine Menge davon. Im Kino herrscht reger Betrieb. Vor dem Eingang versucht ein Agent des Radios, Werbezeit zu verkaufen. Fotografen lauern auf die besten Schnappschüsse, welche in der Zeitungsredaktion Verwendung finden. Sie berichtet täglich über das Geschehen in Chapfhausen.

Postboten eilen derweil über die Treppenstufen und verteilen die Post im ganzen Dorf. Ihr Schalter befindet sich gleich neben der Bank. Die Chapfhausener stehen Schlange, um Briefe abzugeben. Gegen eine Gebühr nehmen die Boten den Arbeitenden lange Fusswege ab und liefern die Post zuverlässig aus.

Gemeindepräsident Jörg Kündig hatte das Dorf im Schulhaus Chapf am Montag eröffnet. Chapfhausen trat für eine Woche in die politische Gemeinde Gossau ein. Am Freitag wurde dann die Schuleinheit wieder an den Primarschul-Präsidenten Marcel Lenggenhager zurückgegeben. Dies symbolisierte den autonomen Betrieb des Dorfes während der ganzen Woche.

Veröffentlicht im Zürcher Oberländer (Frühjahr 2006).