Je eher man eine Knieverletzung untersuchen lässt, desto besser und vielfältiger sind die Behandlungsmöglichkeiten.

«Jede Knieverletzung ist ein individueller Fall», sagt Dr. med. Felix Rapp, Spezialist für Knie- und Hüftchirurgie der ENDOCLINIC Zürich. Das Ziel der Therapie ist, die Funktion des Kniegelenkes wiederherzustellen. Aufgrund der relativ komplizierten Biomechanik des Gelenkes muss man jeden Patienten ausführlich untersuchen und gegebenenfalls spezielle Röntgenbilder oder MRI-Aufnahmen anfertigen. Erst dann lässt sich die jeweils optimale Behandlungsmöglichkeit wählen, um die Gefahr von Folgeschäden, wie vorzeitiger Abnutzung des Knorpelbelages, also eine Arthrose, zu vermeiden. Sehr häufig geht das ohne eine Operation, durch Schonung, gezielte Physiotherapie oder entzündungshemmende Massnahmen. Wird der Bewegungsablauf jedoch durch ein mechanisches Hindernis – meist ein Meniskusriss – gestört, sollte man den Störfaktor frühzeitig durch eine minimal invasive Operation fixieren oder entfernen, um einen irreversiblen Knorpelschaden zu vermeiden. «Viele Patienten mit einer langfristigen Schmerzsymptomatik oder Schwellneigung des Kniegelenkes kommen leider erst nach mehreren Monaten in die Sprechstunde. Doch dann ist der Schaden oft schon kreiert. Dieser ist stets irreversibel und führt schlussendlich zu einem künstlichen Gelenk», sagt Rapp.

Prävention und Rehabilitation
Ob Kreuzbandriss oder Aussenbandriss, Knieverletzungen geschehen häufig beim Sport. Amateursportler sind gefährdeter als Profis, vor allem weil deren Muskelkoordination schlechter ist. Balanceübungen trainieren das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken und sind einem Krafttraining an Maschinen, das oft nur auf Muskelzuwachs ausgelegt ist, vorzuziehen – nach einer Verletzung, aber auch präventiv. Je nach Operation dauert die Reha zwischen zwei und sechs Monaten. «Dabei lässt sich die Natur nicht überlisten. Ich zeige meinen Patienten anhand von Modellen, was wir tun werden, wo der Schaden ist, wie es nachher weitergeht und worauf sie während der Rehabilitation achten müssen. Ein Eingriff ist Teamarbeit, auch die Patienten müssen ihren Teil für ein bestmögliches Resultat beitragen», sagt Rapp.

Keine Angst
«Klar hat man Angst vor einer Operation, doch diese ist gar nicht immer nötig», sagt er. «Auf rund 1800 Konsultationen pro Jahr kommen ungefähr 200 operativ zu versorgende Patienten. Wichtig ist, dass man die Verletzung frühzeitig untersuchen lässt und die Weichen richtig stellen kann. Direkt nach dem Unfall stehen einem alle Optionen offen. Wartet man mehr als drei Wochen ab, sind viele Züge schon abgefahren.»

Veröffentlicht in der Mediaplanet-Ausgabe „Männergesundheit“ (August 2015).

Zum Original-Artikel (online).

Bild: Stefan Kühnis