Weiterbildungen im Prozess- und Logistikmanagement lohnen sich sowohl für die Studierenden als auch für deren Arbeitgeber.

Markus Marti sieht in der Logistikbranche einen grossen Bedarf für Weiterbildungen. Er ist Leiter Weiterbildung der ZHAW School of Engineering, die im Bereich Prozess- und Logistikmanagement ein praxisorientiertes Diploma of Advanced Studies (DAS) sowie zwei Certificates of Advanced Studies (CAS) anbietet. «Im Prozess- und Logistikbereich fehlen insbesondere auf Bachelor-Stufe entsprechende Studiengänge», sagt er. «Aus diesem Grund bieten wir für Logistikfachkräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung und idealerweise einem Abschluss einer Höheren Fachschule (HF) passende Weiterbildungsangebote an.»

Die Lücke füllen
Die Unternehmen erkennen, dass es hier eine Lücke gibt und dass diese das Thema Weiterbildung für sie noch wichtiger macht. Auf der anderen Seite stellt sich ihnen auch die Frage: Sollen wir Mitarbeitende, die eine Lehre mit anschliessender HF durchlaufen haben, tatsächlich in ein Fachhochschul-Programm schicken? Ist das Niveau dort wirklich das Richtige? «Wir bemühen uns, die Kursteilnehmenden dort abzuholen, wo sie aktuell in der Praxis stehen, und vermitteln ihnen die neuesten Erkenntnisse und Trends sehr praxisorientiert», sagt Marti.

Fachkräftemangel
Die Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden ist für Unternehmen der Logistikbranche auch deshalb so wichtig, weil hier ein Fachkräftemangel zu spüren ist – zwar weniger als in anderen MINT-Berufen, aber dennoch. «Oft hören wir von Interessierten, dass es im Unternehmen so viele laufende Projekte gebe, dass die Zeit für die Weiterbildung fehle. Dieser Aspekt ist durchaus entscheidend. Der Arbeitgeber muss bereit sein, jemandem eine Weiterbildung zu ermöglichen, wenn er ohnehin zu wenige Fachkräfte im Betrieb hat und auch nur sehr schwer neue findet. Zwar werden die Studiengänge berufsbegleitend angeboten. Der DAS besteht aus rund 50 Kurstagen, die CAS umfassen je 18 Kurstage, darunter auch einige Samstage. Trotzdem fehlen die Teilnehmenden dem Betrieb an einigen Tagen», sagt Marti. «Der Druck ist spürbar und man erkennt hier die angespannte Wirtschaftslage. Da muss man Lösungen finden, finanzielle wie auch zeitliche. Tendenziell müssen Mitarbeitende immer häufiger Ferientage opfern und erhalten oft nur eine geringe finanzielle Unterstützung des Betriebs.»

Lebenslanges Lernen
Dabei hätte eine Weiterbildung nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer, sondern durchaus auch für die Unternehmen. Die Mitarbeitenden können neue Funktionen als Team-Verantwortliche oder Logistik-Leiter übernehmen, und die Unternehmen können sie so im Betrieb halten. Verliert man sie, ist das in Zeiten eines Fachkräftemangels ein viel grösseres Problem. «Hinzu kommt, dass heute kaum mehr ein Weg am lebenslangen Lernen vorbeiführt», sagt Marti. «Es gibt immer neue Berufsbilder und die Berufe an sich verändern sich. Als Unternehmen sollte man lebenslanges Lernen fördern und bewusst darauf achten, dass die eigenen Leute stets einen Schritt voraus sind. Das eröffnet viele neue Chancen, auch gegenüber der Konkurrenz.»

Veröffentlicht in der Mediaplanet-Ausgabe „Transport & Logistik“ (September 2016).

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Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de