Vor 39 Jahren fand in Zürich die erste Schweizer Fachmesse für Sicherheit statt. Seither hat sich viel getan. Es gab laufend neue Vorschriften, neue Technologien hielten Einzug und verschiedene Ereignisse beeinflussten die Branche und ihre Angebote. Ein Rückblick zeigt die hohe Dynamik, die das Thema Sicherheit antreibt.

1976 war das Jahr, in dem Jimmy Carter zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde, Helmut Schmidt in der Bundeskanzlerwahl gegen Helmut Kohl siegte und in China mit dem Tod von Mao Zedong die Kulturrevolution endete. Es war das Jahr, als Steve Jobs und Steve Wozniak die Firma Apple gründeten, die Rockband Eagles das Album Hotel California veröffentlichte und sich Formel-1-Weltmeister Niki Lauda bei einem Unfall auf dem Nürburgring schwer verletzte.

Die Geburtsstunde der Messe
In Zürich war 1976 das Jahr, als sich eine überschaubare Anzahl von Ausstellern anlässlich der ersten Schweizer Fachmesse für Sicherheit einem höchst interessierten Fachpublikum präsentierte – beherzt, vorausschauend und umsichtig. Einer von ihnen war Hans-Peter Züblin, Gründer der Firma Züblin-Firesafe AG und einer der wenigen, die damals schon persönlich dabei waren und es heute noch sind. Er erinnert sich noch gut an diese erste SICHERHEIT: «Sie fand in den alten Baracken statt, wo heute das Hotel Holiday Inn steht, und füllte eine halbe Halle. Wir waren eine ganz junge Firma und sagten uns, da müssen wir mitmachen. Unseren kleinen Stand bauten wir selber, strichen ihn mit Farbe an und klebten Buchstaben auf, die wir selber gekauft hatten.»
Seither sind fast 40 Jahre vergangen. In dieser Zeit veränderte sich eine Menge. «Wir zeigten damals Tresore und den ersten feuersicheren Schrank, den wir 1973 entwickelten und von der Empa testen liessen», erzählt Züblin. «Damit waren wir Pioniere. Normen gab es in diesem Bereich noch nicht, man arbeitete nach den Vorgaben der Versicherungen. Diese Produkte waren damals verhältnismässig noch viel teurer und heute könnten wir sie natürlich nicht mehr verkaufen – sie wären sicherheitstechnisch nicht mehr zeitgemäss. Allerdings achtete man früher tatsächlich noch eher auf das Design und die Ästhetik, inzwischen zählen fast nur noch die erfüllten Vorschriften.»
Züblin weiss auch Kurioses zu berichten. In den Neunzigerjahren stellte die Firma einen aus Singapur importierten Hotelsafe mit speziellem Elektronikschloss vor, eine Neuheit auf dem Markt. «Am Vorabend zur Messe, nach dem Aufbau unseres Standes, machten wir einen Rundgang», erzählt er. «Als wir zurückkehrten, war der Tresor nicht mehr auf dem Stand. Doch einer meiner Mitarbeitenden beobachtete einen Mitbewerber, der einen unter eine Decke gehüllten Gegenstand aus der Messehalle brachte und in seinem Auto verstaute. Unter der Decke schaute der sehr spezielle Akku des Tresors hervor. Wir alarmierten die Polizei und gingen mit ihr auf den Stand des Mitbewerbers. Erst bestritt er alles, gab es dann aber zu und sagte, er habe den Tresor im Gang gefunden und hätte ihn am nächsten Tag wieder gebracht. Seither sichern wir kleinere Produkte auf unseren Messeständen.»

Die Entstehung des Fachkongresses
Auch Daniel Beer war schon an der ersten Fachmesse im Jahr 1976 dabei, damals als Redaktor und Herausgeber der Fachzeitschrift Protector. Er ärgerte sich über den messebegleitenden Kongress, der eine reine Verkaufsveranstaltung war und dafür sogar noch Teilnahmegebühren verlangte. «Ich sagte, ich würde über diesen Betrug ein Editorial schreiben, wenn noch einmal ein solcher Kongress stattfände», erinnert er sich. «Daraufhin wurde mir angeboten, den Anlass gleich selber durchzuführen. Ich schlug Robert Droux und die damals noch junge Schweizerische Vereinigung unabhängiger Sicherheitsingenieure und -berater (SSI) als geeignete Organisatoren vor. Diese wiederum wandten sich an mich und baten um meine Unterstützung. So veranstalteten wir diesen Anlass in der Folge immer gemeinsam und machten aus ihm einen inhaltlich hochstehenden und neutralen Kongress, der später sogar Ableger nach Berlin und Wien fand.» Beer gründete die MediaSec AG und organisierte seinen ersten Kongress, mit fünf Themenmodulen, darunter auch der bislang immer durchgeführte Halbtag zur aktuellen Bedrohungslage. Später bot die sogenannte Informationstagung durchschnittlich acht Module an, bis 1999 fand sie im nahegelegenen Stadthof 11 statt. «Als dann das neue Messegebäude stand und wir mehrere Kongressräume zur Verfügung hatten, konnten wir Parallelveranstaltungen durchführen», sagt Beer, der in den Neunzigerjahren auch einen eigenen Sicherheits-Fachverlag gründete. Die einstige Informationstagung heisst heute SICHERHEITS-Fachkongress, ist ein wichtiger Bestandteil der Messe, umfasst durchschnittlich 16 bis 20 unterschiedliche Themenmodule und zieht jeweils rund 1000 Teilnehmende an.

Wesentliche Einflüsse
Vorschriften waren stets ein wesentliches Element in den Entwicklungen der Kongressthemen und der ausgestellten Produkte. Durch die unterschiedlichsten Normen in fast allen Bereichen der Sicherheit veränderten sich die Angebote und natürlich auch die entsprechende Nachfrage. Die im Jahr 2005 erstmals schweizweit einheitlich geregelten und als verbindlich eingeführten Schweizerischen Brandschutzvorschriften lösten beispielsweise eine solche Dynamik aus. Noch früher war es unter anderem die ASA-Richtlinie, die im Jahr 1996 beschlossen wurde, den Beizug von Arbeitsärzten und anderen Spezialisten der Arbeitssicherheit regelte und so einen Schub in die Arbeitssicherheitsbranche brachte. Dieser Themenbereich füllte während mehreren Jahren sogar eine eigene Halle der Fachmesse.
Auch neue Technologien und damit neue Möglichkeiten nahmen Einluss. So bot der Siegeszug der Informationstechnologie in den Neunzigerjahren bedeutende Chancen, sorgte allerdings auch für
neue Risiken: IT-Sicherheit und Datenschutz wurden plötzlich zu wichtigen Aspekten der Sicherheit, das Datenschutzgesetz von 1992 war unter anderem in der Videoüberwachung ein viel diskutiertes Thema. «Um EDV-Sicherheitsschränke gab es eine Zeit lang einen richtigen Boom, es wurde sogar eine spezielle Norm dafür geschafen. Heute ist das nur noch ein sehr kleiner Prozentsatz dessen, was einmal eine tragende Säule für uns war», sagt Züblin. Im Allgemeinen spielte die Elektronik bald eine gewichtige Rolle und dies in fast allen Bereichen der Sicherheit, von A wie Alarmierung bis Z wie Zutrittskontrolle. Doch auch die rein physische Sicherheit ist noch längst nicht Vergangenheit, wie Bereiche des Einbruchschutzes oder die Arbeitssicherheit mit den Persönlichen Schutzausrüstungen zeigen.
Schliesslich – und das waren die unerfreulichen Einlüsse – schärften diverse Ereignisse das Sicherheitsverständnis der Fachleute, der Unternehmen und der Gesellschaft: Der Brand der Luzerner Kapellbrücke 1993, der Zürcher Postraub 1997 oder das Jahr 2001 mit dem erschütternden Amoklauf in Zug, dem verheerenden Unfall im Gotthard-Tunnel und den einschneidenden Bildern aus den USA am 11. September sind nur einige bekannte Beispiele. Andere Ereignisse rückten die Gefahren aus der Natur vermehrt in den Fokus: Der Orkan Lothar hinterliess 1999 in weiten Teilen der Schweiz eine Spur der Verwüstung, im Jahr 2000 zerstörte eine Hangmure grosse Teile des Dorfes Gondo und das Alpenhochwasser 2005 verursachte Schäden von mehreren Milliarden Franken. Auch deshalb beziehen Unternehmen und Sicherheitsbeauftragte die Gefahren aus der Natur heute vermehrt in die Planung und Bewirtschaftung ihrer Liegenschaften und Infrastrukturen ein und an der Fachmesse entstand eine Sonderschau zum Risikomanagement von Naturgefahren inklusive ofenem Forum. Sie darf auf die Unterstützung der wichtigsten Verbände der Branche zählen, so wie die wichtigsten Branchenverbände im gesamten Sicherheitsbereich die ganze Messe unterstützen – ein entscheidendes Element der Erfolgsgeschichte der Veranstaltung.

Ausblick
Die Fachveranstaltung ist die umfassendste Leistungsschau der Schweizer Sicherheitsbranche. An der Messe 2013 stellten 224 Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen aus und an die Messe kamen rund 10 000 Besucher – davon 90 Prozent Fachpublikum mit hoher Entscheidungskompetenz. «Die Sicherheitsbranche muss immer schneller auf technologische Fortschritte und veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen reagieren können», sagt Heinz Salzgeber, seit 1999 Messeleiter der SICHERHEIT und Mitglied der Geschäftsleitung der Exhibit & More AG. «Die Herausforderungen werden komplexer, das Informationsbedürfnis wächst und die Branche wird dynamischer.»
Daniel Beer hat angekündigt, in diesem Jahr seinen neunzehnten und auch letzten Fachkongress in Zürich-Oerlikon zu gestalten. Seine Nachfolge hat er schon länger geregelt. Auch Hans-Peter
Züblin hat sich bereits aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und dieses an seine Nachkommen übergeben.

Der Artikel erschien unter anderem in den Fachzeitschriften „Safety-Plus“ (Juni 2015), „IZA“ (Juni 2015) und „fmpro service“ (Oktober 2015).

    

 

Bild: Exhibit & More AG.