Für die fmpro-Präsidentin Susanne Baumann war das Jahr 2015 eine Erfolgsgeschichte. Der Verband sei in allen wichtigen Fragen weitergekommen und die viele Arbeit beginne Früchte zu tragen.
Das Jahr 2015 ist noch nicht ganz abgeschlossen, trotzdem möchten wir heute schon einen Rückblick wagen. Wir sprachen mit der Präsidentin von fmpro, Susanne Baumann, über die vergangenen Monate, aber auch über das nächste Jahr, über die grossen Themen im Verband und in der Branche und über ihren Berufsalltag.
Welche Highlights gab es für Sie im Verbands-Jahr 2015?
Sehr gefreut hat mich dieses Jahr, dass wir in vielen Themen von fmpro spürbare Schritte vorwärts gemacht haben. Was wir im Jahr 2014 eingeleitet hatten, führte nun zu konkreten Resultaten. Im Bildungsbereich konnten wir die Bildungskonzepte der Prüfungen IHF, IHL und FML vorantreiben, erforderliche organisatorische Anpassungen vornehmen und wichtige Funktionen neu besetzen. Sehr stark zugelegt haben wir auch im Kommunikationsbereich. Die Zeitschrift «fmpro service» hat sich markant verbessert und die neue Homepage erhält sehr gute Rückmeldungen. Das Konzept wirkt übergreifend und so ist ein positiver Kreislauf entstanden. Ein Highlight ist sicher auch, dass wir im Kompetenznetzwerk fmpro energy zwei Projekte mit Unterstützung des Bundesamts für Energie vorantreiben dürfen. Auch von den Veranstaltungen gibt es erfreuliche Rückmeldungen und bei einigen konnte ich mich persönlich davon überzeugen: Die Beteiligung war gross, die Inhalte spannend und die Organisation überzeugend – wir professionalisieren uns und die Events bestätigen dies ebenfalls. Es gibt sicher noch mehr Punkte und einen davon möchte ich an dieser Stelle speziell hervorheben: Das Engagement der Mitglieder und die Bereitschaft, sich in die Aktivitäten von fmpro einzubringen.
Wo steht der Verband in den Bildungsthemen und im Projekt academy?
Wir haben in diesem Jahr wiederum eine Rekordzahl an Anmeldungen für die Höhere Fachprüfung Instandhaltungsfachleute registriert. Das freut uns und zeigt auf, dass dieser Beruf ein Marktbedürfnis abdeckt. Auf der anderen Seite stellt uns das aber auch vor grosse Herausforderungen, sind wir doch bezüglich Infrastruktur und Expertenwesen an Grenzen gestossen. Wir haben das Ziel, zeitgemässe, aktuelle und qualitativ hochstehende Aus- und Weiterbildungen anzubieten. Mit dem Bildungskonzept sind wir hier einen grossen Schritt weitergekommen. Für das neue Konzept für die Instandhaltungsfachleute (IHF) erwarten wir die Unterschrift des Bundesamts (SBFI) diesen Monat. Die Schulungspartner sind orientiert und haben das Konzept positiv aufgenommen. Rund um die Prüfungen Instandhaltungsleiter/-in (IHL) und Leiter/-in Facility Management (FML) überprüfen wir das Berufsbild und den Rahmenlehrplan nochmals. Hier gilt es noch Grundsatzentscheide zu fällen, bis diese Projekte ausformuliert werden können. Das Projekt academy wirft noch einige Fragen auf: Wie organisieren wir uns? Wollen wir eigene Weiterbildungen anbieten? Oder zertifizieren oder vermarkten wir die Angebote anderer? Die Idee ist schon, dass wir bestehende Angebote, die wir als gut beurteilen, bekannt machen möchten. In einem nächsten Schritt stellt sich die Frage der Zertifizierungen. Ich denke, unsere Mitglieder erwarten so etwas.
Was tut sich in den Kompetenznetzwerken und in den Regional- und Fachgruppen?
Auch hier bewegt sich viel. Für den Think Tank in Healthcare konnten wir Barbara Hohmann Beck und Katharina Alföldi Wehrmüller gewinnen, die im Januar ein neues Konzept vorlegen werden. Das sind etablierte Persönlichkeiten, die losgelöst vom Vorstand und der Geschäftsstelle diesen Think Tank führen können. Bei fmpro energy haben wir Firmen, die mitmachen und sich aktiv einbringen. Hier ist bereits eine Menge in Arbeit. Wir werden vom BfE unterstützt, einen Energiemanagement-Standard sowie Weiterbildungsangebote in Energiemanagement für die FM-Branche auszuarbeiten. Wir haben auch erkannt, wie gross die Bedeutung der Regionalgruppen für den Verband ist. In unserem Profil ist das Networking ein Grundpfeiler und dafür sind die Regionalgruppen sehr wichtig. In der Gruppe Nordschweiz wird aktuell ein neues Leitungsteam formiert, welches in den verschiedenen FM-Ausrichtungen gut vernetzt ist. Wir testen neue Formate, wie sich die verschiedenen Regionalgruppen auch untereinander austauschen und voneinander profitieren können. In den Fachgruppen möchten wir das in einem nächsten Schritt ähnlich umsetzen und klären, welche Themen wir belegen und wie wir das organisieren möchten.
Inwiefern fliesst die Mehrsprachigkeit in diese Überlegungen ein?
Die Mehrsprachigkeit ist ein wichtiges Thema, welches wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Wenn wir jemanden hätten, der ein Netzwerk Westschweiz lancieren würde, würden wir das sehr begrüssen. Das können wir nicht von Zürich aus initiieren, wir brauchen jemanden aus der Romandie selbst.
In der Kommunikation hat sich viel bewegt. Was ist noch zu erwarten?
Die Stärkung der eigenen Medien ist nicht das Ende des Weges. Vielmehr sind es Plattformen, die helfen, die Branche und fmpro nach aussen zu tragen. Was in diesem Zusammenhang auch ein zentraler Faktor ist: Ein klares Profil und klare Botschaften. Das Profil von fmpro konnten wir in diesem Jahr sicher stärken.
Welche weiteren Ideen verfolgt der Verband?
Wir haben an unserer Klausurtagung viele gute Ideen entwickelt. Themenpartnerschaften oder einzelne Dienstleistungen auch für Nicht-Mitglieder waren Gesprächsstoff. Wir müssen uns fragen: wer braucht was und was davon können wir bieten? Wie kann jemand an sein ganz individuelles Ziel kommen? Wir möchten uns als Kompetenzzentrum positionieren, das den Fachleuten sagen kann, wie sie am einfachsten Antworten auf ihre Fragen erhalten, ganz egal ob es sich um die Vermittlung von Partnern oder Beratern oder um eine Checkliste, ein Tool, einen Kurs oder einen Studiengang handelt. Dafür brauchen wir dann aber auch Themenverantwortliche ausserhalb des Vorstands. Ein Beispiel: geht es um die grossen bevorstehenden Trends in der Branche, würde ich mir hier jemanden aus dem Hochschulbereich vorstellen, der andere Netzwerke und einen anderen Zugang zu neuen Ideen hat.
Es scheint viel Schwung aufgekommen zu sein.
Ich erkenne eine klare Aufwärtsspirale. Am Anfang meiner Verbandsarbeit wollte ich in allen Bereichen schnell vorwärtskommen und musste aber genauso schnell erfahren, dass dies nicht immer möglich ist. Wir mussten Grundlagen und Kontinuität schaffen und dann Schritt für Schritt die Themen vorantreiben und einen immer höheren Qualitätslevel anstreben. Das trägt nun Früchte. Wir haben weiterhin viele Ziele, müssen aber auch die Geduld aufbringen, seriös voranzutreiben, was wir schon haben. Dass wir von aussen viel besser wahrgenommen werden, hilft bestimmt dabei. Am Beispiel von fmpro energy mit den erwähnten Projekten ist das deutlich spürbar. Gelingt es uns nun, diese Projekte zu einem echten Mehrwert führen, steigt die Wahrnehmung erneut und das wiederum stärkt die gesamte Position des Verbandes. Für diesen Weg braucht es natürlich auch einen engagierten Vorstand. Und auch hier kann ich sagen, dass wir näher zusammengekommen sind, dass die Motivation enorm hoch ist und dass wir die Altlasten der Fusion hinter uns gelassen haben und auf die Aufgaben der Zukunft fokussieren. Als Treiberin hinter vielen dieser Fortschritte möchte ich auch unsere Geschäftsstelle erwähnen – quasi die Möglichmacherin von fmpro. Und nochmals zurück zum erwähnten Engagement der Mitglieder: Ich mag mich in meiner langjährigen Verbandstätigkeit nicht erinnern, dass wir bereits einmal auf eine solche Bereitschaft trafen, sich in Projekte und Funktionen einzubringen. Für mich ist das auch ein starkes Indiz, dass unsere Bewegung wahrgenommen wird. Ja, wir befinden uns in einer Aufwärtsspirale!
Der Verband und das Thema FM wird noch häufig sehr operativ wahrgenommen. Was tun?
Dieses Problem haben wir noch immer, der Facility Manager wird weiterhin oft als Service-Erbringer gesehen und das ist nun mal eine operative Tätigkeit. Daran können wir nur etwas verändern, wenn wir zeigen, dass wir auch höhere Ziele verfolgen. Das können wir, indem wir mehr Hilfsmittel bieten, präsent sind, Themen auf Managementstufe ansprechen und uns auf dieser Stufe mehr engagieren. Und letztendlich hat das auch viel mit der Selbstwahrnehmung zu tun. Trotzdem kann ich sagen: die strategische Bedeutung wird immer mehr wahrgenommen. Investoren merken, dass man am Ende eine bessere Immobilie hat, wenn man das FM strategisch betrachtet.
Apropos «strategisches FM»: Sie sind bei der Halter AG Teil dieses Unternehmensbereichs. Was umfasst Ihr Berufsalltag?
Wir leisten hier Beratungen im Zusammenhang mit FM-Fragen, da bewegt man sich viel im Projekt- und Bau-begleitenden FM. Wir begleiten die Kunden ab der Wettbewerbsphase und versuchen, schon in Vorstudien den FM-Aspekt einzubringen und die betrieblichen Anforderungen mit geringstmöglichem Aufwand einfliessen zu lassen. Wir möchten die Betreiber in einer frühen Phase einbeziehen und sicherstellen, dass Know-how in der Übergangsphase zum Betreiber nicht verloren geht. Wir erstellen Betriebskonzepte, machen die Leistungsbeschaffung, kümmern uns um die Betriebsorganisation und den Betriebsaufbau, erstellen Mengengerüste, machen Ausschreibungen und begleiten auch anschliessend in Kostenschätzungen, Energieberatungen, Reviews und vielem mehr. Das alles ist sehr breit, so wie das FM halt sehr breit ist. Früher hatte ich mich noch schwer getan mit dem Gedanken in die Beratung zu wechseln, doch rückblickend war das eine sehr gute Entscheidung. Ich kann jetzt fast 18 Jahre Erfahrung einbringen und fachkundigen Rat geben, das ist sehr spannend und vielseitig und gefällt mir ausserordentlich gut.
Wie stiessen Sie zum Verband fmpro?
Eigentlich bin ich kein Vereinstyp. Aber irgendwann kam der Moment, als ich mir überlegte, was ich der Branche zurück geben kann von meiner Arbeit und von meinen Erfahrungen. Zu dieser Zeit kam FM Schweiz auf mich zu, ob ich an der Öffentlichkeitsarbeit interessiert wäre. Das war eine Antwort auf meine Überlegungen und so stieg ich ein. Als ich später angefragt wurde, das Präsidium zu übernehmen, hatte mich die Verbandsarbeit längst gepackt.
Bleiben Sie uns als Präsidentin auch weiter erhalten?
Ich werde mich nochmals zur Wahl stellen. Der Vorstand signalisierte mir, dass er das schätzen würde. Und ich würde unsere Arbeiten gerne noch festigen. Bevor ich gehe, möchte ich die finanzielle Situation so konsolidiert haben, dass ich das gut zurücklasse. Und natürlich möchte ich auch noch ein bisschen geniessen, was wir aufbauten. Wir haben eine Ebene erreicht, die viel Freude macht und mich inspiriert.
Veröffentlicht in der Fachzeitschrift „fmpro service“ (Dezember 2015).
Zum Original-Beitrag:
Bild: Stefan Kühnis
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