Mit dem Projekt «Sicher zum Zug» machte sich die Stadler Rail Group auf den Weg, die Unfallzahlen massiv zu senken. Im Fokus waren die drei Standorte Altenrhein, Bussnang und Winterthur – mit der Suva und ihrem Angebot «Integrierte Sicherheit» als Zugbegleiter. Und mit einem klaren Ziel der Reise: null Unfälle.
«Ich konnte nicht mehr zusehen», sagt Urs Sturzenegger. «Jede Woche gab es in unseren Produktionshallen Unfälle. Zum Teil sehr schwere, viele Augenverletzungen oder Stürze aus der Höhe. Im Jahr 2012 lagen diese Zahlen über dem doppelten bis dreifachen Niveau des Branchendurchschnitts.»
Urs Sturzenegger ist Mitglied der Geschäftsleitung, Bereichsleiter QEHS Management der Stadler Altenrhein AG und trägt die Gesamtverantwortung für diesen Bereich der Schweizer Standorte in Bussnang und Winterthur. Er setzte sich mit der Suva zusammen, gewann die Geschäftsleitung für seine Pläne und startete das Projekt «Integrierte Sicherheit» der Suva. Es begann mit einer Ist-Aufnahme. «Sie fiel sehr ernüchternd aus», erzählt er. «Doch sie öffnete uns die Augen und führte zu einem Aktionsplan. An den drei Standorten fanden wir über 600 Risikofaktoren, für die wir Massnahmen treffen wollten.»
Kulturwandel und Rückschläge
Inzwischen sind beinahe alle Risikofaktoren eliminiert. «Ich bin noch nicht zufrieden», sagt Sturzenegger, «aber das Bewusstsein hat sich deutlich verändert, es findet ein Kulturwandel statt.» Das wichtigste Element dabei sei die Rolle der Geschäftsleitung und der Führung insgesamt. «Wir müssen Vorbilder sein. Wenn wir uns nicht an die Regeln halten, wird das gesehen und wahrgenommen. Dann bringen alle Bemühungen nichts.» Auch deshalb unterschrieb die gesamte Führungsriege der Stadler Altenrhein AG die Sicherheits-Charta. Erst so werde das Thema für sie wirklich verbindlich.
Es gab auf dieser Reise aber auch Rückschläge. An einem Freitag im Oktober, einem schwarzen Freitag, erhielt Sturzenegger einen Anruf aus Bussnang. Ein Mitarbeiter stürzte aus der Höhe und verletzte sich schwer. «Er hatte Glück im Unglück und wird bald wieder arbeiten können», sagt Sturzenegger. «Doch das alles tat uns furchtbar weh. Aber wenn man hinfällt, muss man wieder aufstehen und weiterkämpfen. Wir sagten uns, jetzt erst recht!»
Null Unfälle
Tatsächlich gab das Ereignis einen weiteren Schub. Sturzenegger findet laufend mehr Verbündete, Ideen kommen von überall her und die Unfallzahlen konnten seit Projektbeginn halbiert werden. «Das Ziel sind null Unfälle», sagt er. «Und wir werden das erreichen. Das braucht Engagement, jeden Tag von Neuem, aber wir werden es schaffen.»
Veröffentlicht im Suva-Magazin „benefit“ (Februar 2016).
Zum Original-Beitrag:
Bild: Markus Bertschi
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