Nach dem mobilen Arbeiten und den Home-Offices macht sich nun eine neue Arbeitsform breit: Coworking.

Die Idee: Anstatt weit und lange ins Büro zu pendeln oder einsam im Home-Office zu arbeiten, kann man in der eigenen Umgebung für bestimmte Tage oder Stunden einen Coworking Space nutzen. «Man trifft hier spannende Menschen mit vielfältigen Berufen», sagt Jennifer Schäpper, Präsidentin von Coworking Schweiz und Partner von Village Office Genossenschaft. «Sie hätten in ihrem gewohnten Umfeld keine Begegnungspunkte. Es ist ein informelles Netzwerk, das nicht virtuell und deshalb sehr nachhaltig ist. So entstehen geplante Zufälle.»

Typischerweise nutzen viele Freelancer, Kreative und Mitarbeitende aus Wissensberufen solche Arbeitsformen, auch für Start-ups und KMU sind sie interessant. Die Grossfirmen hielten sich lange zurück, entdecken die Chancen aber vermehrt auch. «Für sie sind möglichst heterogene Berufsgruppen in Coworking Spaces besonders interessant», sagt Hartmut Schulze, Professor an der Hochschule für Angewandte Psychologie der FHNW. «Also wenn sie wissen, dass ihre Mitarbeitenden von diesem Austausch profitieren können.»

Infrastrukturen besser nutzen und die Gesundheit fördern

«Viele Menschen pendeln, die Züge und Autobahnen sind voll», sagt Jennifer Schäpper. «Dabei könnten viele ihre Arbeit mit einem Laptop und einem Telefon erledigen. Das Pendeln kostet Zeit und Produktivität. Rund um einen Coworking Space liessen sich ganz neue Marktplätze mit Gastro-Angeboten, Fitnesscentern, Kinderhort und vielem mehr einrichten, damit die Tagesstrukturen und Bedürfnisse der Berufstätigen jeden Alters abgedeckt sind.»

Hartmut Schulze begrüsst es deshalb, dass vermehrt auch die Gemeinden Coworking Spaces anbieten. «Sie können so die Attraktivität der Region verbessern, Infrastrukturen nutzen, den Standort fördern und den Pendlerstrom brechen», sagt er. Und: «Eine Einsparung der Reisezeit und die Möglichkeit, etwas in Ruhe abzuarbeiten, baut ausserdem Stress ab. Ein Coworking Space in der Nähe und mit guter Atmosphäre ist also auch eine Gesundheitsressource.»

Veröffentlicht in der Mediaplanet-Ausagbe „Modern Office“ (September 2016).

Bild: Deskmag / wikimedia