König Fussball stürmt die Schweiz. Die Euro 08 wird zum Grossereignis, nicht nur in den Städten und Stadien und nicht nur während drei Wochen. Denn die Erfahrung zeigt: Vor, während und nach internationalen Meisterschaften steigt die Zahl der Amateurkicker markant – und jene der Unfälle genauso.
Die Erfolge der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft in den letzten Jahren lassen sich messen: Die Zahl der lizenzierten Spieler steigt. Das Bundesamt für Sport zählte rund 230 000 Erwachsene und Kinder, welche hierzulande offiziell dem Ball nachrennen. Inoffiziell, das heisst inklusive den unlizenzierten Kickern, sollen es mehr als eine halbe Million sein. Die Erfahrungen zeigen, dass Grossanlässe wie Welt- oder Europameisterschaften die Lust an einem Hobby-Spielchen zusätzlich steigern. Hier wird es besonders gefährlich. Unaufgewärmt und sich selbst überschätzend steigt der Kollege ins Luftduell – so wie tags davor der Alex Frei – köpfelt, trifft, landet und schreit. Doch es ist nicht Freude, es sind Schmerzen: Bänderriss.
Verletzungsgefahr
Fast 40 000 Fussballerinnen und Fussballer verletzen sich jedes Jahr während des Spiels mit dem Ball. Das sind 25 Prozent aller Sportunfälle, klarer Spitzenplatz.
Fussball bietet eine Kombination aus Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Sprints, abrupte Richtungswechsel, Flanken, Ballannahmen, unsere Muskeln und Gelenke werden ganz besonders beansprucht. Deshalb ist die Verletzungsgefahr auch so hoch. Oft sind es aber keine Zweikämpfe oder unfairen Blutgrätschen, die dazu führen, die Spieler stolpern oder verstauchen sich den Fuss nach einem Kopfball.
Schwere Verletzungen sind im Fussball eher selten. Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen kommen am häufigsten vor, oft kommt es auch zu Arm- oder Beinbrüchen und offenen Wunden. Das Knie und die Unterschenkel wie auch der Fuss mit dem Sprunggelenk sind von diesen Verletzungen am meisten betroffen. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung setzte sich ebenfalls mit der Unfallhäufigkeit im Fussball auseinander und bemerkte, dass sich vor allem 26- bis 45-Jährige verletzten.
Diese Unfälle verursachen jährlich insgesamt 500 000 Ausfalltage und kosten die Unfallversicherer rund 125 Millionen Franken. Auf einen einzelnen verunfallten Fussballer berechnet entstehen Kosten von 1717 Franken.
Aufwärmen und Vorbeugen
Schon für ein kleines Spiel unter Freunden sollte man sich unbedingt aufwärmen. Eine Viertelstunde ist dem Einlaufen reserviert. Dazu kommt eine Dehnung der Muskulatur, welche eine Zerrung verhindern kann. Nach dem Spiel wollen Muskeln und Gelenke langsam nachlassen. Fünf bis zehn Minuten Auslaufen und einige Dehnübungen verhindern den Muskelkater am nächsten Tag. Eine Dusche oder ein Bad fördern die Entspannung der Muskeln zusätzlich.
Die Suva hat gemeinsam mit dem Weltfussballverband FIFA und dem Schweizerischen Fussballverband SFV ein Trainings- und Kräftigungsprogramm für Fussballer zusammengestellt: Die Elf. Es wurde unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jiri Dvorak von den Experten des FIFA Medical Assessment and Research Centers ausgearbeitet. Das Kernstück bildet eine DVD, auf welcher zehn Übungen vorgeführt und kommentiert werden, sowie eine Broschüre mit Erklärungen. Sie sind unter www.suva.ch/waswo oder Telefon 041 419 58 51 erhältlich.
«Die Elf»
Die Übungen bestehen aus folgenden Teilen.
- Unterarmstütz: Sie kräftigen und stabilisieren die Rumpfmuskulatur.
- Unterarmstütz in Seitenlage: Diese Übungen kräftigen die seitliche Bauchmuskulatur und stabilisieren den Rumpf.
- Hamstrings: Hamstrings kräftigen die hintere Oberschenkelmuskulatur.
- Langlauf-Ski: Eine Übung zur Kräftigung der Beinmuskulatur.
- Einbeinstand mit Zuwerfen: Dies fördert die Koordination und Balance und kräftigt die Beinmuskulatur.
- Einbeinstand mit Rumpfbeugen: Auch hier werden Koordination, Balance und Beinmuskulatur angesprochen.
- Einbeinstand mit Ballführung in Achterform: Koordination, Balance und Beinmuskulatur stehen im Fokus.
- Beidbeiniges Springen: Diese Übung trainiert die Sprungkraft und -technik.
- Zickzack Shuffle Für das Training der Sprungkraft und -technik.
- Hoch-Weit-Sprünge: Training der Sprungkraft und -technik.
Und nicht zu vergessen ist natürlich der elfte und wohl wichtigste Punkt. Fairplay. Die Einhaltung der Spielregeln und ein faires Verhalten gegenüber den Mitspielern sind einfache Wege zur Vermeidung von Verletzungen. Damit das Fest ganz ohne Frust gefeiert werden kann.
Veröffentlicht in der Fachzeitschrift Safety-Plus (Mai 2008).
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