Der 8. Schweizer Jahreskongress Immohealthcare 2016 war in der Region Basel zu Gast. Basel hat Kantons-, Landes- und durchaus auch andere Grenzen. Und ist doch irgendwie grenzenlos. Das zeigt das Beispiel Universitätsspital Basel eindrücklich auf.

Grenzenlos – das war das Motto der diesjährigen Immohealthcare in Eimeldingen bei Basel. Und es gilt unter anderem auch für das Universitätsspital Basel (USB). Das USB ist eines von fünf Universitätsspitälern in der Schweiz und seit 2012 ein öffentlich-rechtliches Unternehmen. Es ist das Zentrumsspital der Region Nordwestschweiz: 1000 Ärztinnen und Ärzte und 2100 Pflegende sorgen auf der Basis neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Genesung und das Wohlergehen der Patienten. «Die verschiedenen Disziplinen arbeiten eng vernetzt zusammen und prägen den guten Ruf des Spitals», sagt der Spitaldirektor Dr. Werner Kübler. «Die Bildung spezialisierter Bildungszentren für bestimmte Krankheitsbilder und Organgebiete erlaubt eine verstärkte Ausrichtung auf die individuellen Patientenbedürfnisse. Durch diese Zentren werden die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit, der Austausch in der Behandlung, die Aus- und Weiterbildung sowie die Forschung gefördert. Die enge Zusammenarbeit mit der Universität Basel, der ältesten Universität der Schweiz, und den global führenden Life Sciences-Unternehmen mit Sitz in Basel ermöglicht interdisziplinäre Behandlungskonzepte und Innovationen in allen medizinischen Fachrichtungen und auf hohem Niveau. Dieser Wissenstransfer kommt in ausgeprägtem Masse auch der Lehre und Forschung sowie der Aus- und Weiterbildung zugute.»

Grenzenlose Kooperationen
Mit seinen Partnern führt das USB grenzenlose Kooperationen. Eingebettet zwischen Frankreich und Deutschland sowie den Nachbarkantonen ist dem USB eine durchgehende Behandlungskette über Kantons- und Landesgrenzen hinweg wichtig. Eine regionale Strategie und Planung für die Lehre und Forschung dienen der Erhaltung der universitären Medizin. Die hohe Dichte an Life Sciences-Unternehmen in der Region verstärken die Bedeutung von Partnerschaften. «Im Bereich der hochspezialisierten Medizin ist gar eine schweizweite Zusammenarbeit notwendig», sagt Kübler. «In vielen Bereichen der Spitzenmedizin pflegt das USB auch auf internationaler Ebene wertvolle Partnerschaften mit Universitäten. All dies zeigt die Notwendigkeit, Kantons- und Landesgrenzen im Denken und Planen zu sprengen. Medizinische Entwicklungen und Innovationen erfordern ein rasches Anpassen der eigenen Ausrichtung und eine Adaption an die politische und gesellschaftliche Dynamik im Gesundheitswesen. Dem entgegen steht die langfristige Umsetzung von Bauvorhaben, welche es erschwert, diesen Veränderungen Rechnung tragen zu können. Das Gleichgewicht zu finden zwischen der Langfristigkeit beim Bauen und der Kurzfristigkeit von medizinischen Entwicklungen stellt für die Spitäler eine der grössten Herausforderungen der Zukunft dar.»

Doch ein paar Grenzen
Es gälte hierbei, politische und finanzielle Rahmenbedingungen zu erfassen und zu gewichten, unterschiedlichste Interessengruppen zu berücksichtigen, zukünftige Arbeitsprozesse zu definieren und die Möglichkeiten der Krankenversorgung sowie die künftigen Bedürfnisse der Patienten frühzeitig zu erkennen, sagt auch Florian Eggert, Leiter Masterplan des USB. Zudem seien Entwicklungen mit äusserst kurzen Innovationszyklen wie beispielsweise in der Medizintechnik und der ICT optimal einzusetzen. «Obwohl die Rahmenbedingungen ständiger Veränderung unterliegen, sind Planungsvorgaben langfristig und nachhaltig zu definieren», sagt Egger. «Ein Spitalbau ist so zu gestalten, dass er über viele Jahrzehnte nutzbar ist. Bei einem Universitätsspital sind neben der Krankenversorgung auch die Lehre und Forschung zu berücksichtigen. Bei grösstmöglicher Flexibilität gilt es, eine eindeutige Bestelldefinition zu formulieren, so dass lange vor Baubeginn präzise Kostenaussagen und klare Leistungsbeschreibungen für die ausführenden Unternehmen möglich sind, damit schliesslich ein Gebäude entsteht, welches optimal nutzbar ist.»

Neubau Klinikum 2
Das USB realisiert auf seinem Areal mit dem Masterplan Campus Gesundheit eine langfristige Neuordnung seiner baulichen und technischen Infrastruktur. Das USB liegt zentral in der Basler Innenstadt, wo Erweiterungsmöglichkeiten kaum vorhanden sind, die nähere Umgebung als schützenswertes Ortsbild eingestuft ist und sich direkt auf dem Gelände einzelne Baudenkmale von hohem Wert befinden. Aufgrund der engen Platzverhältnisse ist es praktisch unmöglich, während der Bauphase Provisorien zu errichten. Der Versorgungsauftrag für Basel und die Nordwestschweiz sowie die betriebswirtschaftlichen Anforderungen lassen während der Bauphase allerdings keine Leistungseinschränkung zu, im Gegenteil: Schon während des Bauens sind Leistungsoptimierungen zu realisieren.
«Das USB verfügt mit dem Klinikum 2 aus der 1970er-Jahren über ein Gelände, welches die Lebensdauer eines Spitalbaus überschritten hat», sagt Eggert. «Zukunftsorientierte Spitalprozesse sind in den bestehenden Strukturen nicht mehr abzubilden, zunehmender Instandhaltungs- und Instandsetzungsaufwand lassen keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr zu. Das Gebäude wird deshalb durch einen Neubau ersetzt.» Ein internationaler Architekturwettbewerb wurde 2013 entschieden. Auf der Basis des Siegerprojektes wurde ein Bebauungsplan erarbeitet. Damit sind die städtebaulichen und bauordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen festgelegt.
Der Neubau des Klinikums 2 wird bei laufendem Betrieb in mehreren Etappen realisiert. Derzeit befindet sich das Bauvorhaben im Stadium des Vorprojektes. Laufende Bau- und Infrastrukturmassnahmen werden bereits heute auf das Neubauprojekt abgestimmt. Permanent berücksichtigt wird der Gesamtkontext des Masterplans Campus Gesundheit. Mit den Golden Rules, den Design Manuals und dem Raum- und Funktionsprogramm hat das USB die wesentlichen Planungsvorgaben definiert. Das interne Projektteam des USB verantwortet seit der Verselbständigung des Spitals die Planung. 2018 beginnen die Bauarbeiten mit der Verlegung der unterirdischen Logistikzufahrt, 2019 soll das Hauptprojekt mit dem Spitalturm starten und bis 2030 abgeschlossen sein.

Immohealthcare 2016
Die in diesem Artikel beschrieben Ausführungen waren Teil der Referate an der Immohealthcare 2016.
Am ersten Tag der zweitägigen Veranstaltung fanden die AAL Tagung sowie Führungen durch das Universitätsspital Basel, das Universitäts-Kinderspital beider Basel und durch den Neubau des Felix Platter-Spitals statt.
Der Hauptkongress am zweiten Tag bot zudem weitere spannende Vorträge rund um die digitale Transformation, verschiedene Abwicklungsmodelle und Investitionszyklen, die Finanzierung und Vergabe, die Strategie als Erfolgsfaktor, das Thema Workspace sowie verschiedene Praxisbeispiele. Ausserdem fand ein Speed-Pitching von Startup-Unternehmen statt. Im Schlussreferat erläuterte Dr. Lukas Engelberger, Regierungsrat und Vorsteher des Gesundheitsdepartements Kanton Basel-Stadt, die vertiefte Zusammenarbeit der Kantone Basel-Stadt und Basel-Land im Gesundheitswesen.
Infos: www.immohealthcare.com

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift „fmpro service“ (Juli 2016).

Bild: Universitätsspital Basel / MAAARS ARCHITEKTUR VISUALISIERUNGEN