Feuerwehrkleidung soll schützen. Sie soll aber auch möglichst langlebig sein, ein seriöses Erscheinungsbild bieten und dem Träger möglichst viel Tragekomfort ermöglichen. All das hat auch mit der Reinigung und Imprägnierung der Kleidungsstücke zu tun.

An Feuerwehrkleidung werden die verschiedensten Anforderungen gestellt. «Primär ist das natürlich der Schutz unserer Leute», sagt Stefan Kramer, Geschäftsführer und Feuerwehrkommandant des Sicherheitsverbunds Region Gossau SG. «Das ist uns heute auch einiges wert und wird prioritär behandelt. Unsere Aufgaben wurden vielfältiger und der Schutzfaktor hat heute in verschiedener Hinsicht einen grossen Stellenwert. Wir müssen gesehen werden, also braucht es reflektierende Streifen und eine passende Farbgebung. Die Kleidung soll aber auch vor mechanischen Gefahren schützen, dazu viel Tragekomfort bieten. Man darf darin nicht zu viel schwitzen, der Schweiss muss nach draussen diffundieren, das Löschwasser aber nicht hinein. Und sie soll sauber sein. Früher war der Feuerwehrmann mit der schwärzesten Kleidung und dem schwärzesten Helm der grösste Held. Heute wissen wir, dass wir dann mit kontaminierter Kleidung herumlaufen und, dass das für uns etwas Schreckliches ist.»

Zielkonflikt Schutz vs. Tragekomfort
Für Kramer ist es klar, dass man auf der Suche nach bestmöglichem Schutz und höchstmöglichem Tragekomfort Kompromisse eingehen muss. «Die beste Brandschutz-Bekleidung ist im Sommer auf der Strasse ausserordentlich warm. Wir haben aber im Winter wie auch im Sommer, ob Tag oder Nacht, immer die gleiche Kleidung an. Je mehr reflektierende Streifen, desto besser wird man gesehen, dafür tritt dort der körpereigene Wasserdampf nicht aus. Der Scheuerung steht der Hitzeschutz gegenüber. Das eine beisst das andere. Eigentlich sucht man die eierlegende Wollmilchsau, die alles können sollte. Aber die gibt es nicht. Unser Material ist manchmal schlicht nicht ideal für die momentanen Anforderungen. Dann hilft man sich auch einmal anders und geht einen Kompromiss ein, legt an der Mittagssonne die Jacke ab und zieht ein Gilet an oder ähnlich.»
Gallus Hautle kennt diese Bedürfnisse und Zielkonflikte gut. Der Gründer der Firma Gallus Hautle AG, die solche Kleidung herstellt, ist selber stets auf der Suche nach der optimalen Kombination. «Wasserdampfdurchlässigkeit und Tragekomfort sind sehr wichtige Themen. Wir stellten deshalb auch ganz neue Komponenten zusammen, haben beispielsweise mehr Kevlar in den Nomex-Geweben und passten die Anforderungen an, welche Temperaturen die Kleidung aushalten muss, von 260 auf 195 Grad, was noch immer genug ist. Eine Regenschutzjacke hat Luftlöcher, aus denen Wasserdampf austreten kann, doch die darf es bei Feuerwehrkleidung nicht geben. Kompromisse sind unumgänglich, eine perfekte Lösung gibt es nicht. Man kann nur reduzieren und anpassen, wo es möglich ist», sagt er.
In Nano-Materialien setzt Hautle nicht allzu grosse Hoffnung. Zwar seien die Möglichkeiten durchaus interessant, aber sie böten auch eine gewisse Gefahr. «Mögliche Schädigungen für die Menschen sind noch nicht geklärt. Die Nano-Röhrchen dringen durch die Haut in den Körper oder direkt in die Lunge. Ich persönlich bin skeptisch. Wir hatten schon Angebote, nicht nur was die Materialien, sondern auch was die Reinigung betrifft, aber wir sind hier sehr zurückhaltend.» Stefan Kramer unterstützt das. «Auch ich als Konsument bin da äusserst kritisch und unter meinen Leuten ist ebenfalls ein grosses Unbehagen diesbezüglich zu spüren. Auch Asbest hatten wir – besonders wegen seinen Eigenschaften rund um Brände – in den Himmel gelobt. Heute wissen wir es besser.»

Die Reinigung der Feuerwehrkleidung
Als Kramer die Möglichkeit hatte und sein Stützpunkt ausgebaut wurde, investierte er auch gewollt in die Reinigung der Kleidung. Zuvor liess man sie auswärts reinigen. «Doch das ist eine logistische Herausforderung», sagt er, «und am Schluss erhält man noch eine hohe Rechnung. Heute sind wir selber mit entsprechenden Waschmaschinen ausgerüstet. Wir können die Kleidung selber reinigen und imprägnieren, so dass wir unseren Leuten nach einem Einsatz rasch wieder eine saubere und schützende Ausrüstung abgeben können. Mit Gift an der Kleidung herum zu laufen, das ist definitiv Vergangenheit und wollen wir uns gar nicht mehr vorstellen.»
Martin Diener, Gebietsleiter von Schulthess Maschinen AG, bestätigt diesen Trend: «Immer mehr Feuerwehren möchten ihre Kleidung selber waschen», sagt er. «Es ist aber sehr wichtig, dass man das richtig macht und die Ausrüstung nicht jedem einfach nach Hause mitgibt und mit normalem Waschmittel und Weichspüler waschen lässt.» Stefan Kramer nickt und sagt: «Für diese Produkte kommt nur eine professionelle Reinigung in Frage. Es handelt sich schliesslich um eine Spezialausrüstung und keine normale Skijacke. Mit allen Schutzfunktionen und verschiedenen Membranen will ich mich nicht auf Tests einlassen. Ich bin froh, wenn ich sagen kann, die Firma Gallus Hautle AG hat unsere Schutzausrüstungen hergestellt und in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa und der Schulthess Maschinen AG auch die Reinigung geprüft und uns erklärt, wie wir sie bestmöglich reinigen können. Unsere drei Materialwarte waschen jetzt seit drei Jahren so. Unsere Mitarbeitenden legen ihre Stücke nach dem Einsatz gekennzeichnet in eine Rollwanne und haben nie kontaminierte Kleidung, zudem ist unser Erscheinungsbild stets sauber und professionell.»

Die Imprägnierung
In Studien der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa stellte man auch fest, dass eine aussen nasse Brandschutzjacke rund 40 Prozent ihrer thermischen Schutzwirkung verliert. Je trockener die Jacke also ist, desto mehr schützt sie. Deshalb ist die Imprägnierung genauso wichtig wie die Reinigung. Ausserdem ist eine imprägnierte Jacke deutlich weniger anfällig für Schmutz, was die Lebensdauer und Werterhaltung des Stücks positiv beeinflusst. Kundenbetreuer Jean-Claude Orlandi von der Chemie AG weiss, wie das Imprägnieren am besten geht. Das Unternehmen hat dazu die genau passenden Produkte entwickelt. «Sie sind optimal eingestellt und müssen nicht von Hand dosiert werden. Die Linie zum Trocken-Waschen ist definiert, so dass die Kleidung immer richtig gewaschen und imprägniert wird. Wird alles erfüllt, ist die Kleidung schlussendlich desinfiziert, gereinigt und imprägniert und bereit für den nächsten Einsatz. Stimmt etwas nicht, ist das nicht sichergestellt. Auch deshalb kann man Brandschutzkleidung zu Hause schlicht nicht korrekt waschen. Wirft man dann noch Weichspüler in die Maschine, ist die Kleidung sehr schnell kaputt.» Orlandi erzählt, dass man solche Kleidungsstücke früher noch thermisch bei 70 bis 80 Grad desinfizierte. Doch das dauerte nicht nur sehr lange, die Kleidung hätte auch gar nicht so heiss gewaschen werden dürfen – meistens sind 40 oder 60 Grad empfohlen. Durch die chemische Desinfektion geht es nun schneller und die Kleidung geniesst eine viel längere Lebensdauer.
Martin Diener ergänzt: «Der gemeinsame Nenner ist die Präzision. Im Einsatz müssen die Feuerwehrleute präzis arbeiten, ihre Kleidung muss sehr präzis hergestellt werden und schliesslich muss sie genauso präzis gewaschen und imprägniert werden, mit einer geeigneten Waschmaschine und den richtigen Reinigungsmitteln. Alles hängt zusammen und muss genau stimmen.»

Neue und tragbare Technologien
Neue Technologien und Ansätze werden nicht nur in der Herstellung, sondern auch in der Reinigung der Feuerwehrkleidung laufend geprüft und getestet. In den letzten Monaten und Jahren wurden die sogenannten Wearable Technologies, also tragbare Technologien, zu einem Thema. Besonders rund um Feuerwehren werden derzeit verschiedene Einsatzszenarien getestet: Bewegungssensoren in Stiefeln, Hitzesensoren in Handschuhen, Displays in Atemschutzmasken, Körperfunktionsmesser in der Kleidung und vieles mehr. Stefan Kramer hält von diesen Ansätzen jedoch nicht besonders viel: «Das Ergebnis ist ein riesiges Ausmass an Infos. Im Einsatz nebst allen anderen wichtigen Informationen die Einsatzleiter weiter zu überhäufen, ist Nonsens. Das kann man vergessen. Alles muss möglichst einfach sein.»
Auch Gallus Hautle ist vorsichtig: «Diese tragbaren Technologien beobachten wir zwar. Ich gebe solchen Dingen aber wenige Chancen, auch weil die Elektronik während den extremen Einsätzen schnell kaputt gehen kann. Und was man in die Kleidung einbaut, muss auch gewaschen werden können. Also muss man es heraus nehmen oder waschbar bauen können. Solche Dinge gibt es, zum Beispiel Solarzellen, die in Plastik eingepackt sind. Dann wird aber die Wasch-Temperatur wieder ein Thema.»
In Sachen Reinigung kommt dann wieder die Schulthess Maschinen AG ins Spiel, doch auch sie hat sich noch nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt. «Wir haben das auf dem Radar, uns aber noch nicht darauf gestürzt», sagt Martin Diener. «Derzeit liegt unser Fokus auf den Themen Bedienerfreundlichkeit, Vielseitigkeit oder Wasserrückgewinnung, die uns und unsere Kunden aus ökologischer und ökonomischer Sicht aktuell viel mehr beschäftigen.»

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “fmpro service” (Dezember 2015).

Zum Original-Beitrag:

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Schulthess Maschinen AG