Die SikaBau AG weist erstaunlich tiefe Unfallzahlen aus. Diese erreicht sie trotz grosser Herausforderungen: die Arten der Arbeiten, die dezentrale Organisation, unterschiedliche Sprachen, weite Strecken in Fahrzeugen und teils sehr kurze Einsätze auf den Baustellen. Wie schafft sie das?

«Jeder Unfall ist einer zu viel», sagt Martin Keller. Dem Geschäftsführer der SikaBau AG ist die Gesundheit seiner rund 170 Angestellten wichtig. Sie arbeiten auf Gerüsten, auf Dächern oder in Tunnels und mit chemischen oder zementären Produkten wie Spritzbeton. «Zwar sind wir meistens Subunternehmer und nur kurz auf einer Baustelle. Doch das macht das Gefährdungspotenzial nicht kleiner.»

Vorbilder und Sprachen
Deshalb erstaunen die tiefen Unfallzahlen des Unternehmens. Im letzten Jahr gab es durchschnittlich eine Verletzung pro neun Mitarbeitende oder pro 1600 Arbeitstage; ein schwerer Unfall ist nicht darunter. Dabei gäbe es weitere Hürden. Zum Beispiel: Die dezentrale Organisation – elf Standorte in der Schweiz und kleine Teams – verunmöglichen gleichzeitige Schulungen. Deshalb werden die Niederlassungsleiter instruiert, die – je nach Auslastung oft zeitverzögert – ihre Mitarbeitenden schulen. «Das sind gut ausgebildete Fachspezialisten, sie handeln eigenverantwortlich und können Instruktionen schnell verstehen und umsetzen», sagt Keller. Diese Eigenverantwortung zeigt sich auch im Strassenverkehr. Die meisten sind in eigenen Autos unterwegs, fahren viel und weit, bleiben aber auch hier fast unfallfrei.
Die Landessprachen der Niederlassungen und die teils anderen Muttersprachen der Angestellten sind für Keller hingegen keine grosse Hürde: «Die Regeln der Arbeitssicherheit sind immer die gleichen und die Hilfsmittel mehrsprachig erhältlich. Wer ein Vorbild ist, spricht ohnehin eine universelle Sprache.» Auch er geht stets mit Helm, Schutzbrille, Gehörschutz, Warnjacke und Sicherheitsschuhen auf die Baustellen. «Wenn jemand keine Schutzbrille dabei hat, gebe ich ihm meine. Das ist ihm so peinlich, dass er sie nie mehr vergessen wird», sagt er.

Mut und Belohnung
Wer ein Jahr lang unfall- und krankheitsfrei bleibt, wird mit einer Prämie belohnt. Diese soll die Mitarbeitenden motivieren, auf eine sichere Arbeitsumgebung zu bestehen, selbst wenn sie nur sehr kurze Zeit auf einer Baustelle beschäftigt sind. «Das verursacht natürlich Mehrkosten und braucht deshalb Mut», sagt Keller. «Doch man kann den Preiswettbewerb nicht auf dem Gesundheitsrisiko der Mitarbeitenden austragen. Es gibt immer eine Möglichkeit, sicher zu arbeiten. Diese Verantwortung liegt nicht nur bei den Angestellten und Unternehmern, sondern auch bei den Bauherren, Architekten,
Bauleitern und Ingenieuren.»

Veröffentlicht im Suva-Magazin “Benefit” (Februar 2015).

Bild: Sika