Unsere Essenskultur verändert sich. Ein Resultat davon ist der rasant steigende Anteil an übergewichtigen Kindern in der Schweiz. Doch für die Entwicklung der Kinder ist eine ausgewogene Ernährung ein wichtiger Faktor. Sie beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die schulischen Leistungen.

Im Internationalen Jahr des Sports 2005 gibt es erstmals gleich viele übergewichtige wie untergewichtige Menschen auf der Erde. Während das Eine auf gesellschaftlichen Ursachen gründet, folgt das Andere fast ausschliesslich auf Nahrungsmangel und Hunger. In der Schweiz beobachtet man seit Anfang der neunziger Jahre einen markanten Anstieg des durchschnittlichen Körpergewichts. Alarmierend ist die Zahl der betroffenen Kinder. Heute ist ein Fünfter der Knaben übergewichtig, bei den Mädchen sind es 13 Prozent.

Elternabend

Das  Schulhaus Chapf in Gossau organisierte aus diesem Anlass einen pädagogischen Elternabend zum Thema Ernährung mit Roger Balsiger. Er ist Sporttherapeut und Verantwortlicher für die Ernährung im Schweizer Radsportverband Swiss Cycling.

Balsiger zeigte auf,  was für die Zunahme von Übergewicht verantwortlich ist und wie dem entgegnet werden kann. Rund 40 Elternteile und Lehrer aus ganz Gossau folgten der Einladung. Die Bedeutung des Themas hätte auch mehr Zuhörer locken dürfen.

Auswirkungen auf die Schulleistungen

Die langfristigen gesundheitlichen Aussichten sind ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und für Erkrankungen an Knochenschwund. Aber schon während dem Übergewicht im Kindesalter sind spürbare Auswirkungen zu erkennen. Leistungsfähigkeit und Kreativität hängen stark von der richtigen Ernährung ab. Die Leistungskurve der Kinder erreicht ungefähr um elf Uhr morgens ihren höchsten Punkt. Ein gesundes Frühstück und Znüni spielen eine grosse Rolle, denn sie unterstützen diesen Anstieg. Lebhafte Pausenspiele, anstrengende Spielstunden und Prüfungen könnten sonst zu einem Leistungsabfall führen. Im Laufe des Nachmittages steigt die Leistungskurve nochmals leicht an und nimmt gegen Abend stark ab. Das Abendessen beeinflusst die Erholung während der Nacht stark und damit auch den nächsten Schultag.

Was ist denn nun gesund?

Tatsächlich sind einige Dinge nicht so gesund wie sie aussehen. Viele Müesli-Sorten enthalten viel Zucker, Nutella, Milchschnitten und andere Riegel genauso, dazu Fett. Schon in einem Glas Nutella verstecken sich 87 Würfelzucker. Der Zucker ist nicht nur schädlich für die Zähne, sondern regt auch die Insulinproduktion des Körpers an. Diese löst nach einiger Zeit – bei Schokolade dauert es etwa 45 Minuten – eine Unterzuckerung des Körpers und damit einen Einergieabfall aus.

Wurde mit dem Zucker auch Fett aufgenommen, lässt es sich vom produzierenden Insulin direkt in die Fettzellen abtransportieren. Das Fett baut sich somit sehr schnell auf. Light-Produkte wirken gleich, denn sie täuschen den Körper nur.

Frische Früchte, am besten einheimische, können gut mit Quark und Müesli gegessen werden. Hüttenkäse, eier oder Reiswaffeln eignen sich ebenso für Frühstück und Znüni. Gemüse und Salat sollten bei jedem Mittag- und Abendessen dabei sein. Genügend Flüssigkeit – Milch, frisch gepresste Fruchtsägte oder Wasser – regt die Leistungsfähigkeit an. Eine Nach und einen anschliessenden Morgen ohne Flüssigkeit fürht zu zwei Prozent Flüssigkeitsverlust des Körpers, aber zu 20 Prozent Leistungsabfall. Dabei soll nicht nur Fettarmes auf den Tisch erreichen. Vollwertige Milchprodukte sind enorm wichtig für das Wachstum.

Die Rolle der Eltern

Den Kindern reicht das Prädikat „Gesund“ nicht. Das lässt sich aber auch umgehen. Die Verpackung ist wichtig. Eltern können aus Früchten attraktive und abwechslungsreiche Kreationen gestalten. Übrigens: Schwarze Schokolade geht schon fast in die Kategorie des Gesunden.

In Familien kann zudem das Essen wieder mehr ein gemeinsames Beisammensein werden, das eine entspannte und ausgewogene Ernährung ermöglicht und zur Kommunikation beiträgt. Das ist nicht nur gesund für den Körper, sondern auch für das geistige Wohlbefinden.

Veröffentlicht im Zürcher Oberländer (Dezember 2005).