Die Schedoberlichter und die seitlichen Pultdächer im Technopark Zürich sind nicht durchbruchsicher. Sie müssen jedoch gereinigt werden können. Das stellte eine Herausforderung rund um die Absturzsicherung für die Reinigungsfachleute dar.
Etwa 260 High Tech-Unternehmen, Dienstleister, Forschungsinstitutionen und Hochschulen mit rund 2800 Mitarbeitenden sind im Technopark Zürich tätig. Das Gebäude erstreckt sich über mehrere Etagen und es gibt vier Innenhöfe, die auf der Höhe des zweiten Obergeschosses mit Shedoberlichtern gedeckt sind. Diese Dächer müssen gereinigt werden, sind aber nicht durchbruchsicher. Deshalb kümmerten sich die beiden Unternehmen Soba Inter AG und Preisig AG gemeinsam um eine geeignete Absturzsicherung für die Reinigungskräfte.
«Die Sheddächer sind eine Leichtbaukonstruktion aus Kunststoff und Aluminium», erzählt Holger Koch, Projektleiter bei der Soba Inter AG. «Sie durch eine schwere und durchtrittsichere Verglasung zu ersetzen war schlicht nicht möglich. Wir mussten uns etwas anderes einfallen lassen. Mein erster Gedanke war, eine Absturzsicherung an den bestehenden Laufwegkonstruktionen der Flucht- und Rettungswege am Gebäude auszurichten. Das war jedoch technisch nicht machbar. Wir mussten das Ganze freispannend ausführen. Da wir die grossen Eternitplatten an der Fassade nicht demontieren konnten, um Anschlagpunkte anzubringen, fokussierten wir uns darauf, Seile über jeder Ausgangstüre zu montieren. Dort gab es nur kleine Eternitplatten.»
Berechnungen, Planungen und Arbeitsvorbereitung
Die Soba Inter AG, die sich in Absturzsicherungen gut auskennt, übernahm die Planung, stellte Probebohrungen an und führte in Zusammenarbeit mit dem Hersteller und einem externen Ingenieurbüro allerlei Berechnungen durch. «Ob auf die geplante Art und Weise überhaupt 23 Meter lange Seile verwendet werden können, die an nur zwei Punkten befestigt sind, verlangte nämlich nach einigen Berechnungen», erzählt Peter Inäbnit, Serviceleiter bei der Preisig AG. «Normalerweise sind diese Seile nur sieben bis acht Meter lang, höchstens 15 Meter.»
Die Seilanlagen wurden als freitragendes Überkopfseilsystem für zwölf Edelstahldrahtseile mit acht Millimetern Durchmesser und 23 Metern Länge geplant. Maximal vier Personen können gleichzeitig daran gesichert werden. Es wurden 24 Anschlagpunkte angebracht, 24 Kraftbegrenzer mit Fallindikator für acht Kilonewton, zwölf Gabelköpfe und zwölf Endbefestigungen für das Seilsicherungssystem. Das Seil ist dadurch auf beiden Seiten gespannt, nicht nur einseitig, wie bei herkömmlichen Seilsystemen. Hinzu kommen vier sogenannte Laufkatzen, damit ein Umhängen an den Sheds möglich ist, sowie zwei fixe Auffanggurten und vier Höhensicherungsgeräte.
Als der Auftrag schliesslich gegeben wurde, ging es schnell: die Seilanlage wurde dringend benötigt und innert 14 Tagen musste alles erledigt sein. «Wir zogen mehrere Monteure von anderen Baustellen ab», erzählt Peter Inäbnit, «mieteten spezielle Hebebühnen, die wir im kleinen Laubengang hin- und herschieben konnten, demontierten die Eternitplatten, schnitten die Dämmungen raus, zeichneten alles an und bohrten. Da im Technopark gleichzeitig Schulungen stattfanden, durften wir nur in gewissen Zeitfenstern Lärm verursachen. Schliesslich montierten wir alles anhand der Berechnungen und Montageplanung der Soba Inter AG. Das funktionierte reibungslos und innerhalb des gesetzten Zeitrahmens.»
Unterweisung und Kontrolle
Die Soba Inter AG war vor Ort, um das erste Seil mit der richtigen Vorspannung einzuziehen. Dann konnten die Monteure der Preisig AG die weiteren elf Seilstrecken selbständig spannen. Nachdem alles fertig montiert war, gab es eine gemeinsame Abnahme mit einer Instruktion, wie man die Seilanlage bedienen muss. Der technische Dienst des Technopark Zürich, die Preisig AG, die Soba Inter AG und das Reinigungspersonal waren dabei. Die Preisig AG erstellte eine ausführliche und bebilderte Benutzerinstruktion, die sie dem Technopark Zürich übergab. Auch für die eigene rechtliche Absicherung der Preisig AG war eine lückenlose Dokumentation notwendig: Eine Absturzsicherung ist nach der Befestigung und Montage nicht mehr einsehbar. Also muss man die Montage fotografisch festhalten. Die jährliche Kontrolle der Seilanlage ist dann eine reine Sichtprüfung.
«Verglichen mit einem Seilsystem auf einem Flachdach ist dies definitiv eine ziemlich spezielle Anlage», resümiert Holger Koch. «Einer der vier Innenhöfe kann nur mit dem neuen Seilsystem gereinigt werden. Von den drei weiteren, noch zu realisierenden Innenhöfen mit Shedoberlichtern ist einer identisch. Die beiden anderen sind jedoch länger, benötigen noch mehr Seilanlage und die Fassade läuft zudem schräg weg. Dazu braucht es nun neue Berechnungen.»
Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “Gebäudehülle Schweiz”
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