Beim Datenaustausch mit BIM gehen noch immer viele Informationen verloren. Diese Lücken gilt es zu schliessen. Zum Beispiel, indem man einem 3D-Modell eine vierte und fünfte Dimension zufügt.

Building Information Modeling (BIM) hat als Grundidee, nicht alles mehrmals neu aufbauen zu müssen. Doch so weit sind wir heute noch nicht. Denn: «Leider klammern viele den Wortteil Information noch aus», sagt Thomas Wehrle, CTO der ERNE AG Holzbau. «Man macht 3-D-Modelle und denkt, man mache BIM. Aber wenn das BIM wäre, müssten die einzelnen Elemente wissen, was sie sind.» In einem 3-D-Modell ist eine Wand ein Volumenkörper mit einer Länge, einer Breite und einer Höhe. Mehr weiss die Wand nicht, nicht einmal, dass sie eine Wand ist. «Wenn man aber ein Gebäude baut, will man dem Bauherrn ein digitales Modell zur Verfügung stellen, das ihm sagt, welche Anforderungen wie zu erfüllen sind – beispielsweise an die Bauphysik oder die Brandschutz-Eigenschaften einer Wand», sagt Wehrle. «Nur so schafft man eine digitale Kette von der Architektur über die Fachplaner und Produktionsbetriebe bis hin zum Facility-Management. Und nur dann kann man wirklich von BIM spre-chen. Doch heute sind die Schnittstellen zwischen den einzelnen Disziplinen lückenhaft.»

Das Engineering ist willig, der Austausch ist schwach
«Die Architekten, Bauherren und Investoren setzen sich alle aus der Perspektive der Planungs-ebene mit BIM auseinander», sagt Wehrle. «Ein Produktionsbetrieb, der sich mit den Informationen aus einem digitalen Bauwerksmodell beschäftigt, hat jedoch nicht den Anspruch, das Modell in die Fachplanung weiterzugeben. Er will damit eine Maschine ansteuern. Die Architektur plant digital, im Sinne eines 3-D-Modells, wir als Produktionsbetrieb haben hoch informierte 3-D-Modelle, die wir jedoch anders nutzen, und zwischendrin befindet sich das Engineering, das auch 3-D-Modelle zeichnet, die aber eine andere Basis haben als das Architektur-Modell. Hier gibt es noch viele Lücken und hier bringt man heute keinen Datenaustausch hin. Die Softwares können untereinander nicht kommunizieren, die Schnittstellen funktionieren nicht und es gehen deshalb sehr viele Daten verloren.»

Datenbank als vierte und fünfte Dimension
Zwar ist man sich des Problems bewusst und versucht es zu lösen, doch das wird nicht von heute auf morgen gelingen. Die ERNE AG Holzbau hat einen anderen Ansatz, um Daten auszutauschen: eine Datenbank, von welcher aus man gebäuderelevante Informationen herausfiltern kann. «Wir haben eine eigene Engineering-Abteilung und versuchen mit unseren eigenen Projekten Berechnungen anzustellen sowie Daten über verschiedene Software-Typen auszutauschen», sagt Wehrle. «Ob als Totalunternehmer oder Teil eines GP-Teams, haben wir mit vielen Fachplanern zu tun, mit denen wir möglichst effizient kommunizieren müssen. Wir arbeiten deshalb vermehrt mit Fachplanern, die uns ein 3-D-Modell liefern können. Auch von Architekten wünschen wir uns eine Struktur der Informationen, die wir ihnen vorgeben, die sie in ihr System einpflegen und die wir so weiterverwenden können. So können wir eine Datenbank erarbeiten und pflegen, mit Verlinkungen zur Kalkulation rund um die Produktions- und Montagekosten. Wir lösen uns damit vom 3-D-Modell, das somit nur noch wenige Informationen enthält, und schaffen eine vierte und fünfte Dimension in der Datenbank. Um diese Daten zu visualisieren, arbeiten wir mit einer Facility-Software. So versuchen wir das Thema BIM und die Digitalisierung derzeit zu handhaben.»

BIM ist eine Wolke
Wehrle betont, dass man sich der Digitalisierung nicht verwehren kann, auch nicht BIM. «Aber heute ist BIM noch eine riesige Wolke», sagt er, «keiner kann sagen, was sinnvoll ist und was nicht. Man muss probieren, sich des Themas annehmen und es in kleinen Schritten erarbeiten. BIM heisst nämlich vor allem sich zu einigen, in welcher Phase welche Daten die relevanten Daten sind. Und: Wenn man mit BIM bauen will, muss die Qualität vom ersten Modell an besser und viel genauer werden.”
Und: “Neben der Nutzung von BIM für unsere eigene Vorfertigung setzen wir es nunmehr auch auf unseren Baustellen im gesamten Bauablauf ein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, gelang es uns so, nicht nur die eigenen Planungsprozesse zu optimieren, sondern auch die Bauprozesse unserer Sub-Unternehmer. Dies sind erste kleine Erfolge, die uns ermutigen, auch weiterhin als Teil eines GP-Teams oder in der Rolle des TUs auf BIM zu setzen.”

Veröffentlicht in der Mediaplanet-Ausgabe “Smarter leben” (Dezember 2016).