Als im März 1969 die ersten Studentinnen – es waren ausschliesslich Studentinnen – an der BFF Bern ihren Abschluss zur Hausbeamtin machten, war das noch eine andere Welt und in vielen Belangen auch ein anderer Beruf. Ein anderer Begriff war es auch: in der Zwischenzeit wandelten sich die «Hausbeamtinnen» über die «Hauwirtschaftlichen Betriebsleiter/innen HHF resp. HF» hin zu den «Betriebsleitern und Betriebsleiterinnen in Facility Management (BFM)».

50 Jahre ist es nun her, als diese Reise begann. Die Reisevorbereitungen starteten schon etwas früher: Um 1960 wurden in der Schweiz Hausbeamtinnen schwergewichtig an Haushaltungsschulen in Zürich, St. Gallen (Sternacker) und Baldegg (LU) ausgebildet, daneben gab es Kursangebote in Basel und Hertenstein (LU). Der Direktor der Frauenschule der Stadt Bern, Otto Michel, bemühte sich darum, auch in Bern an seiner Schule eine vergleichbare Ausbildung anzubieten. Im Jahr 1964 wurde ein Gesuch an den Regierungsrat gestellt, die Behörden von Stadt und Kanton signalisierten ihr Einverständnis. Zügig wurden Lehrpersonen beauftragt, Lehrpläne zu gestalten und Schülerinnen zu werben.
Natürlich waren damals die Studieninhalte noch andere als heute. «In Gesprächen mit den Schülerinnen der ersten Stunden erfuhr ich manche spannende Details und Geschichten», sagt Erika Rupp, Bereichsleiterin BFM HF / BLH FA und einst selber Studentin an der BFF Bern. «Zum Beispiel wunderte sich eine rund 75-jährige, ehemalige Hausbeamtin, dass es heute in Ausbildungsstätten wie unserer keine Nähstuben mehr gibt. Oder ich entdeckte, dass es in einer Klasse unter anderem einen Programmpunkt ‘Diskussionen mit einer Frauenärztin’ gab. Ich erfuhr, dass dies einen guten Grund hatte: Eine Schülerin wurde nämlich schwanger, also hatte man das Gefühl, das Thema Empfängnisverhütung müsse man diesen jungen Frauen vermitteln.»
Junge Frauen, das waren sie damals alle. Männer kamen erst später dazu und sie sind heute noch in der Minderheit. «Häufig waren es Bauerntöchter, die diese Ausbildung damals absolvierten. Schon damals bereiteten sie sich mit der Ausbildung als Hausbeamtinnen auf Führungspositionen vor. Sie kamen damit also in eine Kaderfunktion. Das ist beeindruckend, gab es 1969 doch noch nicht einmal das Frauenstimmrecht. Diese Frauen leiteten ein Team, ob im Spital, im Internat oder im Kinderheim», sagt Erika Rupp. «Und das waren schon immer multikulturelle Teams, früher häufig mit Menschen aus Spanien oder Italien, weshalb es beispielsweise klar war, dass die Hausbeamtinnen Italienisch lernen mussten.»

Die nächsten Etappen
Die Reise ging weiter, auch nachdem im Jahr 1969 die ersten Studentinnen ihren Abschluss machten. Im November 1976 wurde in Bern die «Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Heranbildung hauswirtschaftlicher Führungskräfte SAHF» gegründet. Es wurde für die drei Ausbildungsstätten Bern, Zürich und Baldegg ein einheitliches Ausbildungsreglement erarbeitet. An der Frauenschule der Stadt Bern wurde das “provisorische SAHF-Reglement” ab dem Schuljahr 1980/81 umgesetzt. Im Jahr 1985 wurde die inzwischen zur Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF Bern) mutierte Frauenschule als Höhere Hauswirtschaftliche Fachschule anerkannt. Ihre Absolventinnen und Absolventen durften sich nun «Hauswirtschaftliche Betriebsleiterinnen HHF» oder «Hauswirtschaftliche Betriebsleiter HHF» nennen.
Im Januar 1997 entschied sich die BFF dazu, die HBL-Ausbildung auf dem Niveau der Höheren Fachschule HF weiterzuführen – im Gegensatz zur Schule Zürich, welche einen Studiengang Ökotrophologie (später Facility Management) auf Stufe Fachhochschule FH anstrebte. Gemeinsam mit der Schule Baldegg wurde ein Konzept erarbeitet mit dem Ziel, die Ausbildung auf drei Jahre zu verkürzen. In Zusammenarbeit mit der SAHF wurde ein Profil erstellt, welches die Ausbildungen auf Stufe HF und FH voneinander abgrenzte.
Immer wieder stellte sich die Frage nach einer praxisbegleitenden Ausbildung. «Zum Beispiel sollten auch Frauen mit Kindern dadurch eine Möglichkeit erhalten, in den Beruf wiedereinzusteigen», sagt Erika Rupp. «Menschen, die bereits mitten im Leben stehen.» Der Rahmen für eine der Vollzeitausbildung gleichwertige schulische Ausbildung wurde festgelegt, die Bedingungen für die Praxisbetriebe und die Inhalte der Ausbildung in der Praxis wurden fixiert.

Das neue Jahrtausend
Die neue eidgenössische Mindestverordnung für Höhere Fachschulen von 2005 baute definitiv darauf, dass die Absolventinnen und Absolventen eine einschlägige Berufsausbildung abgeschlossen oder ein mindestens einjähriges Praktikum im Kollektivhaushalt absolviert hatten, falls sie aus einem anderen Berufsfeld stammen. Diese erhöhten Anforderungen führten zu einer Reduktion der Pflichtlektionen. An der BFF wurden die klassischen Fächer in modulare Lerneinheiten umgewandelt.
Im Jahr 1999 wurde der Schweizerische Verein Hauswirtschaftlicher Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter (SVHBL) umbenannt in «Facility Management Schweiz». Spätestens seit diesem Zeitpunkt kam immer wieder die Frage nach einer Umbenennung des Berufstitels auf. Die Frage wurde lange und kontrovers diskutiert. Seit Februar 2014 lautet der Berufstitel «dipl. Betriebsleiter/-in in Facility Management HF». Dieser Titel darf auch rückwirkend von allen Personen getragen werden, die als Hauswirtschaftliche/-r Betriebsleiter/-in HF diplomiert wurden.
Projekte in Betrieben haben im praxis- und kompetenzorientierten Bildungsgang eine grosse Bedeutung. Sie werden nicht nur im Rahmen des Projektmanagement-Unterrichts durchgeführt, sondern auch themenspezifisch. Der Rahmenlehrplan gibt ausserdem vor, dass Betriebsleiter/-innen in Facility Management HF regelmässig ihre Rolle als Führungskräfte individuell oder in Erfahrungsgruppen reflektieren. In vielen Lerneinheiten und in der Praxis werden deshalb gezielte Aufgaben zur Reflexion gestellt. Zum Beispiel in der Studienwoche zum Thema Führung, in der die Studierenden die unterschiedlichen Facetten von ‘Führung’ erleben und für ihre Ausbildung und ihren Beruf nutzen lernen.

Steter Wandel
Der Studiengang und seine Studenten und Studentinnen hatten immer auch etwas Revolutionäres dabei. «Es wurde Widerstand gegen Dinge geleistet, man hat sich positioniert», sagt Erika Rupp. «Man ging stets mit der Zeit, griff den Wandel auf und leistete Pionierarbeit».
Seit 2003 verfügt ein grosser Teil der Studierenden über ein so genannt einschlägiges eidgenössisches Fähigkeitszeugnis als Fachfrau / Fachmann Hauswirtschaft bzw. Hotelfachfrau / Hotelfachmann. Dadurch kann die Studiendauer verkürzt werden, was für Studierende attraktiv sein kann, aber für den Lernprozess auch eine Herausforderung ist. Immer mehr Studierende bringen Ausbildungen oder Ausbildungsteile mit, die sie anrechnen lassen wollen und können. Das wiederum führt zu einem individualisierten Stundenplan. Zudem gibt es häufiger Studierende, die ihre Ausbildung unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsteigen möchten. Einige wollen ihr Praktikum im Ausland absolvieren. Dieser Wunsch wird grundsätzlich unterstützt.

Die Zukunft
Im November 2017 wurde eine neue Mindestverordnung für Höhere Fachschulen in Kraft gesetzt. Deshalb wird der Rahmenlehrplan von der Trägerschaft (fmpro) überarbeitet und die BFF darauf gestützt das Studienkonzept anpassen. Mit einer Befragung bei aktuellen und ehemaligen Studierenden, Praxisinstitutionen und bei Lehrpersonen wurde erhoben, wo es Anpassungsbedarf gibt. Wünsche nach mehr Selbststudium und grösserer Flexibilisierung wurden genauso geäussert wie der Wunsch nach individualisiertem Ausbildungscoaching. «Eine gründliche Überarbeitung macht sicher Sinn», sagt Erika Rupp. «Wir werden versuchen, Schwerpunkte zu aktualisieren, stärker den Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung in den Vordergrund zu nehmen, die Führungsfunktion noch mehr zu betonen und moderne Lehrformen zu integrieren sowie individualisierte Lernprozesse zu ermöglichen.»
Natürlich seien auch neue Technologien ein Thema. Sie verändern nicht nur die Ausbildung und die Lehr- und Lernformen (zum Beispiel durch die Stichworte Blended Learning oder Bring your own device), sondern auch die Berufe an sich. «Es wird jedoch auch künftig um Menschen gehen, die Arbeiten ausführen. Und Menschen sind und bleiben Menschen», sagt Erika Rupp. «Die Anspruchsgruppen und deren Ansprüche werden wahrscheinlich noch vielfältiger, die Finanzen müssen noch besser kalkuliert und belegt werden können. Solche Entwicklungen werden weitergehen. Betriebsleiter/innen in Facility Management sind in der Regel mittleres Kader, das heisst sie sind mit Ansprüchen von oben und unten und von allen Seiten konfrontiert. Entsprechend wichtig ist es, dass man dabei auch gesund bleibt und sich die Freude und Lust am ständigen Wandel erhält.»
Eine andere Herausforderung sieht Erika Rupp darin, aufzeigen zu können, was die diplomierten Studentinnen und Studenten tatsächlich können: «Arbeitgeber sehen oft nur junge Menschen, die erst mal Berufserfahrung bräuchten. Doch genau dafür brauchen sie eine Stelle. Also müssen auch wir als Schule sichtbar machen, was diese Menschen können.»
Am 21. März 2019 wird aber zuerst einmal auf das Erreichte zurückgeblickt: Die BFF Bern feiert mit ihren ehemaligen Absolventen und Absolventinnen das Jubiläum «50 Jahre HB-HBL-BFM». Auch wir vom «fmpro service» gratulieren herzlich zu diesem runden Geburtstag!

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “fmpro service” (Februar 2019).