Gebäude sind in der Schweiz für rund 45 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Auch der Betrieb von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen ist für die Energieeffizienz von grosser Bedeutung. Adrian Grossenbacher, Bereichsleiter Gebäude beim Bundesamt für Energie BFE, erzählt im Interview mehr darüber.

Die FM-Branche erlebe er als eher noch zurückhaltend in Energiefragen, sagt Adrian Grossenbacher. Die Prioritäten lägen meistens eher bei Nutzeranliegen, welche möglichst rasch beantwortet werden wollen. Die FM-Dienstleistungen würden häufig aufgrund der Nutzerzufriedenheit bewertet und für die Nutzenden seien meistens Komfortfragen oder andere Dienstleistungen wichtig – wieviel Energie das Gebäude verbraucht, sei aber kein Thema.

Welches Potenzial liegt im FM – und wie wird das heute schon ausgeschöpft, oder eben noch nicht ausgeschöpft?

Das Potenzial für die Energieeffizienz im FM kann aus den Erfahrungen mit der Betriebsoptimierung abgeleitet werden. Dort werden Effizienzsteigerungen zwischen zehn bis 15 Prozent erreicht, es gibt aber auch höhere Einsparungen. Der Verein energo vergibt beispielsweise auch Zertifikate mit Energieeffizienzsteigerungen bis zu 40 Prozent, wohlgemerkt ohne zusätzliche Investitionen. Die Möglichkeiten der FM-Branche beschränken sich aber nicht auf die Betriebsoptimierung. Die FM-Spezialisten auf dem Gebäude können erkennen, welche Möglichkeiten bei der Erneuerung der Gebäudetechnik HLKSE und Gebäudeautomation bestehen. Alle technischen Anlagen müssen früher oder später ersetzt werden. Das FM hat hier jeweils die Chance, zum Beispiel beim Ersatz einer Heizungsanlage, auf erneuerbare Energien hinzusteuern. Der Dienstleister des technischen FM wird als kompetenter Ansprechpartner angehört, auch wenn es um Grundlagen für die künftigen Energieträger geht. Häufig kann der Facility Manager bei der Planung mitreden oder er bestellt bei Planern direkt Offerten – an dieser wichtigen Schaltstelle kann er konkret die Ausarbeitung von Varianten mit erneuerbaren Energien und der Berechnung der Lebenszykluskosten verlangen. Alle Gewerke der Gebäudetechnik sind beim Neubau, in der Planung, bei der Inbetriebnahme und selbstverständlich im Betrieb höchst energierelevant. Es lohnt sich meistens auch finanziell, Geräte und Anlagen der besten aktuell verfügbaren Effizienzklasse einzubauen – wichtig ist, dass nicht nur die reinen Investitionskosten, sondern beim Vergleich zwischen verschiedenen Systemen die Lebenszykluskosten herangezogen werden.

Ganz entscheidend ist das Monitoring der Anlagen. Die vorhandenen Energie- und Wasserzähler sollten regelmässig abgelesen werden. Dies reicht selbstverständlich noch nicht aus, die Ergebnisse müssen interpretiert werden, beispielsweise müssen die aktuellen Messwerte mit Vorperioden verglichen werden. So können Fehleinstellungen oder Defekte rasch entdeckt werden. Die Rückspiegelbetrachtung auf den Jahresenergieverbrauch reicht nicht mehr aus. Der Facility Manager ist also gleichzeitig auch Energiemanager. Fehlende Zähler sollten ergänzt und ungeeignete Gebäudeautomationssysteme verbessert, erweitert oder ersetzt werden. Auch hier kann der FM-Dienstleister gegenüber dem Eigentümer oder Investor tätig werden – ein Energiemanager kann ohne Energiedaten genauso wenig arbeiten wie ein Finanzmanager ohne Finanzkennzahlen.

Was muss das FM verbessern, was macht es schon gut?

Das FM kann sich vermutlich noch besser verkaufen, wenn es um Dienstleistungen im Bereich der Energieeffizienz geht. Die verschiedenen direkten Benefits und indirekten Zusatznutzen, welche die Kundschaft aus einem fortschrittlichen Energiemanagement ziehen kann, sind vielfältig. Nicht nur tiefere Energie- und Umweltbelastung und tiefere Energiekosten, sondern auch Komfort- und Produktivitätssteigerung, höhere Attraktivität des Arbeitgebers und weitere Punkte können angeführt werden. Minimale Energiedienstleistungen erwarten heute die meisten Kunden bereits in einem Basis-FM-Paket ohne Aufpreis. Dieses kann modulartig erweitert werden, bis zum ausgewachsenen Energiemanagementsystem. Mit Kenntnissen der Energie- und Lastprofile wäre vielerorts noch einiges an Kosteneinsparungen möglich. Durch ein gut abgestimmtes Lastmanagement kann ein FM-Dienstleister beim Elektrizitätslieferanten für die Kunden tiefere Preise bei den Spitzenlasttarifen aushandeln. Gut laufen sicher die Abrechnungen von Energie- und Nebenkosten und die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften. Hohen Stellenwert für die Kundschaft haben auch Anlagen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung USV, womit das FM die Versorgungssicherheit der Gebäude und Anlagen kompetent sicherstellt.

Was erwarten Sie ganz konkret von der FM-Branche?

Zum Beispiel: Den konsequenten Einsatz von Bestgeräten und den Einsatz für Energieeffizienz und erneuerbare Energien beim Eigentümer, Investor und Nutzer sowie bei Planern und Installateuren der Gewerke HLKSE und Gebäudeautomation. Bei Investitionen (Ersatz- und Neuanlagen) gilt es, den Vergleich verschiedener Systeme mit den Lebenszykluskosten anzustellen und nicht nur die reinen Investitionskosten gegenüberzustellen. Ausserdem: ein aktives, permanentes Energiemonitoring mit Dateninterpretation und laufender Optimierung sowie die Mitarbeit bei der Komplettierung des Weiterbildungsangebots für die Zielgruppe Gebäude- und Anlagenbetreiber in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Energiemanagement. Die Arbeitgeber sollten ihrem Kapital – ihren Mitarbeitenden – den Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen, unter anderem im Energiebereich, ermöglichen und fördern.

Das FM ist im Lebenszyklus einer Immobilie eine von der Bauwirtschaft oft noch zu sehr vergessene Disziplin – auch in Energiefragen. Welchen Aufruf haben Sie für die Bauwirtschaft, zugunsten des FM?

Es ist zwar nichts Neues, aber das baubegleitende FM bringt für alle Beteiligten Vorteile, sei es für die künftigen Bewirtschafter, aber auch für die Nutzer und Eigentümer. Wichtig ist, dass die Disziplin FM bereits in der strategischen Planungsphase einbezogen wird, nicht erst gegen Ende der Planung oder gar der Ausführung. Es geht dabei aber nicht nur um das Thema Energie, auch Bereiche wie die Reinigung oder Entsorgung können bei sorgfältigem Einbezug der FM-Sicht während der Planung für die gesamte Nutzungszeit schlankere und kostengünstigere Abläufe erlauben. Die Grundlage für die Bauwirtschaft kann die Empfehlung SIA 113, FM-gerechte Bauplanung und Realisierung, sein. Die IFMA Schweiz bietet dazu einen Praxisleitfaden an und gibt konkrete Anleitungen, wie die Aufgaben in der Praxis umgesetzt werden können. Ein durchdachtes zukunftsfähiges Bauwerk muss zwingend die Betriebsphase in die Planung mit einbeziehen.

Wie erleben Sie die Initiativen von und die Zusammenarbeit mit fmpro energy rund um die Erarbeitung eines Energiemanagement-Standards und um die Erarbeitung von FM-Weiterbildungsangeboten in Sachen Energiemanagement?

Das Kompetenznetzwerk fmpro energy zeigt bei der Erarbeitung des künftigen Energiemanagementsystem-Standards für die FM-Branche Schweiz ein grosses und wertvolles Engagement. Wir sind sehr froh über die Initiative, welche ergriffen wurde, damit die erwähnten Potenziale besser bearbeitet und ausgeschöpft werden können. Die Zusammenarbeit in der Projektgruppe verläuft sehr vielversprechend, die Beteiligten bringen viel Erfahrung, Wissen und Aktivität ein. In der Weiterbildung der FM-Branche im Bereich des Energiemanagements kann fmpro in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Bildungslandschaft eine Schlüsselrolle einnehmen. Erste Abklärungen für ein mehrstufiges Weiterbildungsangebot für die Zielgruppe Gebäudebetreiber liegen bereits vor. Als nächsten Schritt gilt es, die Weiterbildungskurse inhaltlich konkret auszuarbeiten und diese den bildungsinteressierten Personen zugänglich zu machen. EnergieSchweiz hat bereits die Bereitschaft signalisiert, dieses Vorhaben finanziell mitzutragen. Bei beiden Projekten wird es aber entscheidend sein, wie die FM-Unternehmen diese in der Realität einsetzen, wir hoffen auch dort auf grosses Interesse.

Weshalb unterstützt das BFE die Projekte auch finanziell?

Wie bereits geschildert, kann der FM-Bereich viel für die Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien tun. Die Branche soll bessere Instrumente erhalten und diese möglichst breit und integral einsetzen. Der häufig zitierte Fachkräftemangel ist auch in der FM-Branche Realität. Kompetente Fachleute sind ein zentraler Erfolgsfaktor für die Umsetzung einer nachhaltigen Energiepolitik. Mit der Weiterbildung im Energiebereich kann der Know-how-Transfer über den Einsatz effizienter und innovativer Technologien beschleunigt werden. Es ist absolut notwendig, dass sich alle Branchen und Wirtschaftszweige im Sinne einer nachhaltigen Zukunft aktiv um das Thema Energie kümmern – und somit auch die FM-Branche.

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift „fmpro service“ (August 2017).

Bild: zVg