Bild: geralt/Pixabay –
Wie steht es um die Mundgesundheit der Schweizer und Schweizerinnen? Die Zahlen sprechen eine klare Sprache.
Um die Frage in Kürze zu beantworten: Wir pflegen unsere Zähne ziemlich gut. Schweizer Jugendliche schneiden in internationalen Vergleichen meistens am besten ab, sie putzen die Zähne am saubersten und am häufigsten. «Die Weichen dazu wurden vor rund 60 Jahren gestellt», sagt Dr. Giorgio Menghini, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich. «Wir setzten damals auf die Karte Jugendliche und wollten weg von der Therapie und hin zur Prävention. Das hat sich bewährt. Wir setzten dann immer früher ein, im Kindergarten, bei Neugeborenen. Je früher man mit der Prävention beginnt, desto besser entwickelt sich die Mundgesundheit, bis hin ins Alter. Diese Prävention ist heute sogar bei 60-jährigen Schweizern spürbar. Die meisten wissen was zu machen ist – und sie machen es auch.»
Elemente der Mundhygiene
Zu dieser Entwicklung halfen mehrere Elemente der Prävention mit. Einerseits gab es plötzlich Zahnpaste mit Fluorid und die kostete nicht mehr als andere Zahnpasta. Also wurde sie gekauft und setzte sich schnell durch. «Zahnpasta ist weltweit das wichtigste Element für die Kariesprävention», sagt Menghini. «Parallel arbeitete man verstärkt in den Schulen. Bei den Lehrern rannten wir damit offene Türen ein, noch in den 50er-Jahren mussten sie ihre Schüler nämlich zum Zahnarzt zerren. Und Anfang der Achtzigerjahre kam fluorisiertes Salz in der Schweiz im grossen Stil auf. Alle diese Bausteine der Prävention sind wichtig und ermöglichten es, dass Karies in der Schweiz seit Jahren auf einem stabilen und tiefen Niveau gehalten werden kann. Die Bevölkerung putzt die Zähne anscheinend so gut, dass Plaque reduziert werden kann und der Rest dank dem Fluorid nicht wirklich schadet. Das System funktioniert.»
Neue Risiken
Menghini erwartet nicht, dass sich dies bald verändern wird. Er erkennt aber durchaus auch Risiken und Verbesserungspotenzial. «Wir essen viel zu viel Zucker», sagt er. «Das könnte auch für die Zähne ein Problem sein, aber dank dem gewissenhaften Zähneputzen mit Fluorid ist es offenbar nicht so schlimm. Wir möchten die Menschen nicht zu Asketen erziehen, wenn es nicht nötig ist. Aus Sicht der Zähne sollte man bloss nicht andauernd Zucker essen und trinken. Potenzial gibt es auch bei alten Menschen, deren Mundgesundheit nicht ideal ist. Und natürlich müssen wir die Entwicklungen immer wieder kontrollieren, alles ist in Bewegung. Wenn wir mit dem Schutz und der Pflege der Zähne nicht sparen, sind wir darauf gut vorbereitet. Man kann es aber auch übertreiben und zu viel tun. Immer häufiger beobachten wir Schäden an den Zähnen, weil zu viel geputzt wird. Auch das kann ungesund sein. Deshalb braucht es unbedingt Zahnbürsten und Zahnpasta, die wenig Schaden verursachen. Und in aller Regel reicht es sich zwei Mal am Tag die Zähne zu putzen. Diese Empfehlungen haben sich bewährt.»
Veröffentlicht in der Mediaplanet-Ausgabe „Mein Körper“ (Frühling 2018).
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