Ein ausverkauftes Stadion, lautstarke Schlachtenbummler, der Gegner ein Punktelieferant – es hätte ein Fussballfest werden können. Wurde es zwar nicht. Doch wie immer, Beni Turnherr richtete es. Sobald er spricht, bin ich sprachlos. Kein Fremdwort ist ihm fremd. Keine Wissenschaft, über die er nichts weiss. Beni ist sogar dann ein Brüller, wenn er flüstert. Und wenn er reimt, bleibt nichts ungereimt.
So steht Phillip Degen „die meiste Zeit im Regen“. Ansonsten ist er ein „positiver Pfosten“. Nun, Degen ist nicht attraktiv. Aber so direkt kann dies nur Beni sagen. Reto Ziegler, bisher der einzige Schweizer mit „Wirblichkeit“, stolpert über den Platz. Wirblichkeit – welch ein Wort!
Nach einer halben Stunde kann sich Alex Frei „endlich hinten lösen“. Es erklärt, weshalb er sich vorher so verkrampft bewegte. Jetzt wirkt er freier. Voller Elan „attackiert er den Führer“.
Bitte? Den Führer? Einen Moment lang stutze ich. Attackieren reicht doch nicht, bringt den alten Sack zu Fall!
Beni klärt auf. Er meinte den Führer des Balls. Den zweiten Teil der Aussage schiebt er unbekümmert und mit Verspätung nach. Kalle, dem Deutschen, war es nicht aufgefallen. Eben aus einem Nickerchen erwacht, will er plötzlich „Hakin“ sehen. Alter, der heisst Hakan. Hakan Yakin. Ist nicht so tragisch, passiert mir auch immer wieder – Yakan finde ich aber die viel schönere Version.
Beni schnaubt vor Wut. „Immer diese unnötigen Ballverluste!“ Ist schon eine schlimme Sache. Die nötigen Ballverluste sind viel besser. Hakin, Yakan, oder doch Hakan betrachtet indes den Wimpel der Zyprioten. Der Zyprer, wie mich Beni heute Abend die neue Rechtschreibung lehrt. Danke für den Hinweis. Beni weiss so viel!
Nach dem Fehlpass Nummer 137 beisst sich Beni hörbar einen Zahn aus und grollt: „Keine Spur von Ballkontrolle.“ Das würde Riedle nicht so sagen, und sagt deshalb, er würde sagen, das liesse sich so nicht sagen. Das ist dann auch schon alles, was er zum Gesagten zu sagen hat.
„Es war kein schöner, wichtiger Sieg, aber ein schön Wichtiger. Danach fragt keiner danach“, weiss Turnherr. Für mich war es kein schöner, lustiger Sieg, aber ein schön Lustiger. Auch ich frage nicht nach. Aber ich möchte mich bei dir bedanken, Beni.
Schreibprobe (März 2005), Unveröffentlicht.
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