Laut holpert die Forchbahn über die gefrorenen Schienen. Menschen lesen, plaudern, dösen. Die Bahn verlässt den Tunnel. Watte fällt vom Himmel. Sie tänzelt im Wind, sie schwebt und sie fällt. Dann bedeckt sie die Landschaft. Bäume, Wiesen, Dächer – alles weiss. Aber keiner merkt es. Die Menschen lesen, plaudern und dösen weiter.

Ausser einer. Er reisst Augen und Mund weit auf, rutscht auf seinem Sitz hin und her. Die Stirn fest ans Fenster gedrückt, verfolgt sein Blick das lustige Treiben der Flocken. „Oh, magnifique! Wie ein Kuchen mit Zuckerguss,“ staunt Zouhir. Er kommt aus Algerien. Direkt am Meer. So etwas hat er noch nie gesehen.

Die Bahn hält. Die Menschen lesen, plaudern und dösen weiter. Zouhir aber greift seine Tasche und verlässt den Wagen. Geradeaus. Er tastet die Schicht auf dem Boden ab, mit offenen Handflächen. „Kalt,“ stellt er fest und will wissen, wie es schmeckt. Zouhir testet es mit der Zungenspitze. „Wie Wasser,“ sagt er und schmatzt. Er legt sich hin und bewegt Arme und Beine. „Ein Engel! Habe ich im Film gesehen!“

An seinem Mantel und seinen schönen Hosen klebt Dreck. „Nass ist es,“ fügt er hinzu, rümpft die Nase und schüttelt sich. Zouhir hat das schnell begriffen: Es ist bloss kaltes, nasses Wasser.

Schreibprobe (2005), unveröffentlicht.