An der Swissbau 2016 nahm Bundesrätin Leuthard die Charta der Bauwirtschaft entgegen. Auch fmpro unterschrieb sie.

Hans Killer, Alt-Nationalrat und Präsident von bauenschweiz, überreichte während der Fachmesse Swissbau 2016 die Charta der Bauwirtschaft an Bundesrätin Doris Leuthard. Mit der Charta bekennen sich 28 Branchenverbände zu den Zielen der Energiestrategie 2050, mit Fokus auf den Gebäudepark Schweiz.

Wesentliches Element der Energiestrategie
Die rund 2,3 Millionen Gebäude in der Schweiz beanspruchen fast die Hälfte des schweizerischen Energieverbrauchs. Deshalb spielt die Transformation des Gebäudeparks hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. «Mit einer Erneuerungsrate von nicht einmal einem Prozent schaffen wir die Energiewende nicht – es braucht das Doppelte», warnt Bundesrätin Doris Leuthard.

Sieben Grundsätze
Um die Energiestrategie 2050 des Bundesrates im Bereich der Gebäude umzusetzen, braucht es als Basis ein gemeinsames Verständnis. Deshalb wurden sieben Grundsätze ausgearbeitet, die in der Charta zusammengefasst werden. Ihr Wortlaut:
1. Wir stehen zu den Zielsetzungen der Energiestrategie 2050 des Bundes bezogen auf den Gebäudepark.
2. Wir sind uns bewusst, dass die Umsetzung dieses Generationenprojekts eine fokussierte und abgestimmte Vorgehensweise der gesamten Bauwirtschaft und über alle Phasen des Gebäudelebenszyklus, von der Planung über die Realisierung, Bewirtschaftung und Erneuerung bedingt.
3. Wir unterstützen unsere Mitgliederverbände bei der kontinuierlichen Förderung und Schulung ihrer Mitgliedsfirmen in den Themen der Energiebildung.
4. Wir sind uns bewusst, dass die Umsetzung dieser Grundsätze eine breit angelegte Qualitäts- und Bildungsoffensive bedingt und engagieren uns, diese zu realisieren und umzusetzen.
5. Wir setzen uns dafür ein, dass die Planungs- und Umsetzungsqualität bei energetischen Erneuerungen und auf allen Ebenen verbessert und das Erreichen der gesetzten Ziele systematisch, wenn möglich auf Messwerten basierend, überprüft wird.
6. Wir unterstützen die Auftraggeber bei der Ziel- und Auftragsformulierung so, dass die energetischen Zielsetzungen für jedes Objekt angemessen erreicht werden können.
7. Wir sind uns bewusst, dass die Zielsetzungen für die meisten Gebäude nur langfristig und über mehrere Erneuerungsschritte erreicht werden können und setzen uns deshalb bei Gebäudeerneuerungen für ein strategisches Vorgehen ein.

Bildung ist zentral
«Klimapolitik und Energiepolitik ist auch und vor allem Wirtschaftspolitik», sagt Bundesrätin Leuthard. Dabei geht es um eine Steigerung der Energieeffizienz und eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Dass dabei das Fachwissen ein entscheidendes Kriterium bildet, ist der entscheidende Grund, die Bildung als integralen Teil in die Charta einzufügen. Es sei zentral, dass ein Grundwissen über das energieeffiziente Bauen und Renovieren zum Wissen unserer Baufachleute gehöre, betont Leuthard.

Das Facility Management als Partner
«Die Charta geht weg vom heutigen Spartendenken in der Bauwirtschaft und das ist gut so», sagt Jürgen Hofmaier, Vize-Präsident von fmpro. «Im Lebenszyklus eines Gebäudes sind die Planung und der Bau nämlich nur ein kleiner Anteil. Rund 80 Prozent des Lebenszyklus betreffen die Nutzungsphase. Hier kommt das Facility Management zum Zug und deshalb ist fmpro ein wichtiger Partner dieser Initiative. Wir können die Klima- und Energiepolitik massiv unterstützen. Wenn beispielsweise modernste Leitsysteme nicht so betrieben werden, wie sie in der Planungsphase konzipiert wurden, haben wir ein Effizienzproblem. Hier müssen wir als Verband den Hebel ansetzen, und den Transfer von neuen Technologien aus den Bauprojekten mit dem Handeln aus den Facility-Services aufeinander abstimmen. Die Transformation des Wissens muss deshalb unbedingt auch über uns erfolgen. Wir müssen die Bestellerkompetenz von Entscheidungsträgern im Facility Management fördern und die Betreiber von Infrastrukturen kontinuierlich in Fragen der Energie-Effizienz schulen.»
Auch die Fachplaner suchen heute vermehrt den Dialog mit dem Facility Management, stellt Hofmaier fest. «Wir sprechen heute häufig vom baubegleitenden FM, dass ist jedoch nur ein Aspekt für ein effizientes Betreiben von Gebäuden. Wir wollen das Wissen in der Aus- und Weiterbildung, gerade auch bei den langjährigen Mitarbeitern fördern und so das Spartendenken durchbrechen und eine Wissenstransformation in allen Lebenszyklen der Immobilie begünstigen. Wir brauchen übergreifende, gemeinsame Konzepte.» Zwei wesentliche Bausteine dazu haben der Verband und sein Kompetenznetzwerk fmpro energy mit den Projekten zur Erarbeitung eines Energiemanagement-Standards für die FM-Branche Schweiz und zur Erarbeitung eines entsprechenden Weiterbildungsangebots bereits lanciert. «Diese Projekte passen bestens zu den Absichten der Charta. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Module Bestand haben werden, über alle Verbände hinweg, und den Austausch zwischen den einzelnen Sparten fördern können», sagt Hofmaier.

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “fmpro service” (März 2016).

Bild: Stefan Kühnis