Das offene Massnahmenzentrum St. Johannsen im Kanton Bern dient der Behandlung von psychisch belasteten oder suchtkranken Straftätern. Ein Teil ihres Resozialisierungsprozesses ist die Arbeit, zum Beispiel in der hauseigenen Wäscherei.

Ein Massnahmenzentrum ist kein Gefängnis. «Wer hier eingewiesen wird, sitzt keine Strafe in dem Sinne ab, dass es ein bestimmtes Entlassungsdatum gibt», erklärt Peter Studer, inzwischen pensionierter Spartenleiter Versorgung des Massnahmenzentrums St. Johannsen. «Die Eingewiesenen sind vielmehr so lange hier, bis die Ziele der Massnahme erreicht worden sind. Die Faktoren Entwicklung und Resozialisierung sind entscheidend. So kann eine vorgesehene Aufenthaltsdauer auch verlängert werden.» Durch die drei therapeutischen Säulen Arbeitsagogik, Soziotherapie und Psychotherapie wird die Wiedereingliederung der Straftäter in die Gesellschaft angestrebt. Sie sollen in der Lage sein, ein möglichst eigenverantwortliches Leben zu führen. Damit dies möglich ist, wird für jeden Eingewiesenen ein individueller Vollzugsplan erstellt, der die schrittweise Heranführung an die Entlassung auf Bewährung vorsieht. Nach einem erfolgreichen Behandlungsverlauf ist auch ein Übertritt in eine weniger strukturierte Nachfolgeinstitution möglich.

Arbeiten im Massnahmenzentrum
Rund 110 Mitarbeitende sind hier tätig, die rund 80 Eingewiesene betreuen. «Die Straftaten blieben im Lauf der Zeit die gleichen. Bloss die Drogen wurden andere», sagt Peter Studer. «Viele der Straftäter haben eine Geschichte, die mit Drogen zu tun hat.» Ein wichtiger Bestandteil des Resozialisierungsprozesses neben Sport und Therapie ist die Arbeit. Es gibt im Massnahmenzentrum St. Johannsen einen eigenen Laden, landwirtschaftliche oder kunsthandwerkliche Tätigkeiten, eine Gärtnerei, Gewerbebetriebe wie eine Schreinerei, einen mechanischen Betrieb, einen Logistikbetrieb, Reparaturwerkstätten und eine Wäscherei.

Die Wäscherei
Oiziell gibt es hier eine 32-Stunden-Woche, die aber häuig 34 oder 35 Stunden dauert. Vier Eingewiesene arbeiten in der Wäscherei, die von Maja Marthaler betreut werden. «Wir können hier bis zu 600 Kilogramm Wäsche pro Woche verarbeiten. Rund 70 Prozent davon kommen von draussen», sagt sie. «Unsere Kunden sind beispielsweise Restaurants, Tierärzte, ein Partyservice oder die regionale Feuerwehr. Ihre Wäsche kommt in allen möglichen Zuständen an, manchmal mit Rotweinlecken, Russ oder Öl verschmutzt. Aber das können wir meistern.
Externe Wäsche sammelt sie zwei Mal pro Woche zusammen mit Eingewiesenen und einem kleinen Bus ein und bringt sie in die Wäscherei. Nach der Reinigung fährt sie diese auch wieder aus. Hinzu kommt die hauseigene Wäsche inklusive den Arbeitskleidern der Eingewiesenen. Neue Mitarbeitende erhalten eine Einführung und helfen sich dann gegenseitig weiter, manchmal korrigiert sie Marthaler ein wenig. «Es ist für die Eingewiesenen ein interessanter Arbeitsplatz», sagt sie. «Sie können diese Arbeitsplätze während dem Aufenthalt hier auch wechseln und es ist spannend zu sehen, dass Menschen mit einem bestimmten berulichen Hintergrund hier gerne etwas anderes machen, als sie es ursprünglich lernten.»

Der Lauf der Zeit
Die Wäscherei gibt es schon sehr lange. Der Raum ist alt, die Platzverhältnisse sind eher knapp. Was sich im Lauf der Zeit geändert hat, das sind vor allem die Waschmaschinen und Tumbler. «Die Technologien verändern und verbessern sich, während die Preise eher fallen», sagt Marcel Devenoges, Verkaufschef Industrie Suisse romande der Schulthess Maschinen AG. «Jede Generation von Waschmaschinen ist etwa zehn Jahre lang im Einsatz. Die nächste Generation muss dann wieder besser, effizienter und günstiger sein.»
In der Wäscherei stehen heute drei Waschmaschinen und zwei Tumbler. «Da wird es mit der Stromversorgung manchmal etwas eng», sagt Marthaler. «Wenn alle Maschinen laufen, ist nur einer der beiden Tumbler in Betrieb.» Erst vor einer Woche kam eine neue Maschine hinzu, die dank einem neuen Programm auch Kochwäsche bei 60 Grad ganz sauber bringt. «Unsere speziellen Wet-Clean-Programme sind genau auf die empindlichen Eigenschaften der Textilien abgestimmt und plegen die Wäsche schonend mit umweltfreundlichen Flüssigwaschmitteln», erklärt Devenoges die neue Maschine. «Sie werden hygienisch sauber und geruchsneutral gepflegt. Anstelle von Lösungsmitteln und Chemikalien sorgen bei der Nassreinigung Wasser, umweltfreundliche Wasch- und Hilfsmittel sowie eine ausgefeilte Maschinentechnik für eine hygienische Textilreinigung. Die Knitterbildung ist dank der warenspeziischen Verfahrenstechnik und der speziellen Ausrüstung sehr gering, was den Bügelaufwand auf ein Minimum reduziert.»
Für Marthaler ist es sehr wichtig, dass die Maschinen passende Waschgänge für die jeweiligen Textilien und Flecken bieten. Noch wichtiger ist für sie aber der Faktor Service. «Parameter-Einstellungen, diverse Anpassungen, es kann immer einmal vorkommen, dass etwas instandgehalten werden muss», sagt sie. «Wenn ich dann die Servicenummer anrufe, steht spätestens morgen jemand hier. Waschen, das können alle Maschinen. Aber dieser Service ist ein ganz entscheidender Unterschied. So können wir unsere Arbeit stets pünktlich und zufriedenstellend erledigen.”

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “fmpro service” (September 2016).

Bild: Stefan Kühnis