Es gibt Situationen, in denen kein Geländer, kein Gerüst und keine Hubarbeitsbühne zum Schutz der Arbeiter eingesetzt werden kann. Dann braucht es individuelle Lösungen, um Absturzunfälle zu vermeiden. Der korrekte Umgang mit der entsprechenden Schutzausrüstung muss gelernt sein. Deshalb schickt die Jost Elektro AG ihre Mitarbeitenden in eine Schulung. 

«Wir arbeiten häufig ab einer Höhe von zwei Metern und mehr», sagt Kurt Wernli, Geschäftsleiter und Berufsbildner bei der Jost Elektro AG. Ab dieser Höhe muss man sich gegen Absturz sichern und mit Schutzausrüstung richtig umgehen können. Denn bereits ein Sturz aus geringer Höhe kann tödlich enden.

Erfahrungen, die Eindruck machen

Alle Mitarbeitenden besuchen deshalb einen eintägigen Kurs, sobald sie in einer solchen Höhe arbeiten. Der Kurs ist obligatorisch. Der erste Teil vermittelt theoretisches Wissen. «Das ist zwar wichtig», sagt Wernli, « beeindruckender aber ist der praktische Teil der Ausbildung.» Dort lernen die Mitarbeitenden unter anderem, wie sie eine Auffanggurte richtig anziehen und einstellen. Sie machen einen Hängetest im Auffanggurt und wenden die diversen Verbindungsmittel an. Ausserdem üben sie eine einfache Rettung nach unten, die korrekte Lagerung, die Erste Hilfe auf Laienbasis sowie die Hängeentlastung nach einem Sturz. «Diese Erfahrungen machen den Mitarbeitenden erst richtig bewusst, welche Kräfte bei einem Absturz auf den menschlichen Körper wirken», sagt Wernli. « So wird die Absturzsicherung wie selbstverständlich korrekt angewendet.»

Stetig sensibilisieren

«Wir sind ein Familienbetrieb», sagt Wernli. «Unsere Mitarbeitenden und Lernenden sind uns wichtig. Wir möchten sie vor Gefahren schützen und achten sehr auf ihre Gesundheit. Das erkennen und schätzen sie und die Rückmeldungen auf diese Schulung sind durchwegs positiv.» Bis heute gab es im Unternehmen noch keinen Absturzunfall – und das soll sich auch nicht ändern. Die Kurse, die bei der Soba Inter AG in Fislisbach stattfinden, werden deshalb in regelmässigen Abständen wiederholt. So bleiben auch routinierte Mitarbeitende sensibilisiert.

 

 

Das sagt der Experte

Alois Blum, Sicherheitsingenieur der Suva, zum Umgang der Firma Jost Elektro AG mit dem Thema Absturzsicherungen:

Wie wichtig ist das Thema Absturzsicherungen in der Elektrobranche?

Auch in der Elektrobranche gibt es kurzfristige Arbeitseinsätze, während denen die Mitarbeitenden einem Absturzrisiko ausgesetzt sind – zum Beispiel bei Installations- oder Instandhaltungsarbeiten von Einrichtungen auf Dächern oder an Maschinen und Anlagen im Industriebereich. Bereits während der Arbeitsvorbereitung gilt es zu klären, ob technische Schutzmassnahmen möglich sind oder ob der Einsatz einer persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) nötig ist.

Braucht es praktische Schulungen?

Praktische Übungen sollen und können den bestimmungsgemässen Einsatz sicherstellen und festigen.Mitarbeitende, die Arbeiten mit PSAgA ausführen dürfen, müssen das für den jeweiligen Arbeitseinsatz angemessene Vorgehen nicht nur kennen, sondern auch anwenden können.

Welchen Beitrag leisten die lebenswichtigen Regeln?

Sie helfen, mögliche Gefahrensituation zu erkennen und bei Abweichungen Stopp zu sagen. Mit den Instruktionshilfen lassen sich die einzelnen Regeln gezielt, nach Bedarf und vor Ort instruieren und das Wissen auffrischen. Bei Arbeiten mit Anseilschutz gilt es die korrekte Anwendung konsequent zu kontrollieren und durchzusetzen sowie durch eigenes vorbildliches Verhalten zu fördern.

 

Veröffentlicht im Suva-Kundenmagazin “benefit” (Mai 2017)

Bild: Dominik Wunderli