Alle kannten Bilfinger. Nun tritt das Unternehmen als Apleona auf. CEO Michael Rohner erklärte uns, was es damit auf sich hat – und sprach über den FM-Markt, seine Herausforderungen und seine Zukunft.

In der Schweiz gehören seit dem 1. September 2016 die Bilfinger HSG sowie die Bilfinger Real Estate dem neuen Eigentümer EQT. Dieser schwedische Investor hat das Bilfinger SE Segment „Building and Facility“ übernommen. Im Rahmen dieses Verkaufs wurde auch die Umfirmierung zu Apleona eingeleitet.

Was will der neue Begriff Apleona ausdrücken?

Er ist aus verschiedenen Wortteilen zusammengesetzt. Pleon ist griechisch, bedeutet «mehr» und steht für den Mehrwert. Der erste und letzte Buchstabe ist der gleiche, von A zu A steht für «von Anfang bis Anfang» und zielt auf den Lebenszyklus ab. Der Wortteil «Leo» wiederum steht für Stärke. Der Name steht also für hochwertige Immobiliendienstleistungen. Ausserdem ist der Name leicht auszusprechen, kann international eingesetzt werden und hat einen angenehmen Klang.

Welche Vorteile erhoffen Sie sich von diesem neuen Auftritt?

Als eigenständiges Unternehmen können wir für unsere Kunden noch flexibler und schneller individuelle Konzepte entwickeln und umsetzen. Dazu haben wir bei Apleona über 21‘000 Immobilienkaufleute, qualifizierte Gutachter, Facility Manager, Nachhaltigkeitsspezialisten, Projekt- und Objektmanager, Techniker und Servicemitarbeiter in über 30 Ländern. Parallel zur Marke wurde auch ein neues Markenversprechen entwickelt: Realising Potential. Damit wollen wir deutlich machen, dass wir das Potenzial der Immobilie oder Anlage einerseits erkennen und andererseits auch in der Lage sind, es tatsächlich zu heben, und damit einen echten Mehrwert für unsere Kunden zu erzielen.

Was macht das neue Unternehmen anders als das alte in der Schweiz?

Wir richten uns mit unserer Kompetenz als umfassender Immobiliendienstleister in der Schweiz aus; dies mit zwei juristisch eigenständigen Gesellschaften, aber trotzdem unter einem Dach. Die Kunden bekommen von uns Beratungskompetenz entlang des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – ein Partner, der das gesamte Know-how im Hause hat.

Wie ist der neue Auftritt inzwischen angelaufen, was sind erste Reaktionen?

Wir sind noch voll im Umstellungsprozess, die Umfirmierung auf Apleona HSG AG ist für den Mai dieses Jahres vorgesehen. Unsere Kunden begrüssen es, dass der Fokus von Apleona auf der Marktführerschaft in Europa sowie der Digitalisierung liegt.

Auf welche Bereiche des FM legen Sie derzeit besondere Aufmerksamkeit?

Wir sehen in allen Segmenten gute Chancen, wobei wir bei unseren Kunden feststellen, dass der Trend in Richtung integrales Betreibermodell geht. Die Kunden fragen dies vermehrt nach. Dabei geht es nicht nur um eine lokale Nachfrage nach Lösungen, sehr oft geht es um überregionale oder europaweite Ansätze. Sie wollen einen Partner, der ihnen die Leistungen in der Qualität liefert, wie sie versprochen wurde. Sie wollen keine Überraschungen, sondern planbare Kosten. Dazu haben die Kunden an uns den klaren Anspruch, sie mit Know-how und Innovationen zu unterstützen. Speziell werden wir laufend mit Themen der Bereiche Energie, Optimierungen und Einsparungen konfrontiert, ebenso mit modernen IT Lösungen im Bereich BIM, CAFM und mobile Solutions, welche uns kontinuierlich fordern, nachhaltige Lösungsansätze anzubieten.

Eine Zeit lang gab es einen Trend, dass sich Anbieter auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollten. Nun scheint es so, als ob die Tendenz doch in Richtung Komplettanbieter geht. Wie sehen Sie das?

Ganz generell sollen Unternehmen die Leistungen anbieten, für die sie das Know-how besitzen und wo sie für Kunden Mehrwerte generieren können. Überall, wo diese Kompetenz nicht existiert, führt es zu Verzettelungen und sicherlich nicht zu Mehrwert. Wir sind ein Komplettanbieter von FM-Services und Immobiliendienstleistungen mit einem sehr hohen Eigenleistungsgrad. Aus diesem Grund sehen wir keinen Anlass, uns auf gewisse Felder zu konzentrieren. Wir verfolgen die Strategie, den Kunden integral zu versorgen, ihm einen Vorsprung in Planung und Sicherheit zu geben und ihn in allen Fragen zu seinen Immobilien proaktiv und kompetent zu beraten.

Wo steht die Schweizer FM-Branche im internationalen Vergleich? Was macht sie stark, wo hat sie noch aufzuholen?

Die Schweiz hat viele gute strukturelle Ansätze, einen sehr konkurrenzfähigen Arbeitsmarkt sowie sehr gut ausgebildete Arbeitnehmer. Wir verfügen über einen guten Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Ebenso scheint es, dass Europa ganz generell auf Erholungskurs ist. Sicherheit und Stabilität spielen eine grosse Rolle. Menschen arbeiten und wohnen gerne in der Schweiz. Die Herausforderung ist aber, sich hier in der anstehenden Neuausrichtung und Digitalisierung nicht den Weg zu verbauen. Wenn wir wollen, dass die Schweiz im Immobilienmarkt, und daraus auch abgeleitet für den FM-Bereich, attraktiv bleibt und wir die nötigen Investitionen in moderne innovative Lösungen machen können, braucht es ganz generell vorab sehr gute und offene Marktbedingungen.

Wie schätzen Sie die Wahrnehmung des FM in der Schweiz ein aus Sicht der Immobilienbranche?

Ich sehe die Wahrnehmung als gut. Jeder weiss, dass er nur durch kontinuierlichen Unterhalt den Wert der Immobilie sichern kann und die Branche ein verlässlicher, vorausschauender Partner ist. Diese Partnerschaft und Erkenntnis ist definitiv gefestigt.

Welche grossen Herausforderungen gilt es heute und künftig zu meistern?

Wir alle sind immer aufs Neue gefordert. Ganz generell müssen wir bereit sein, mutig und als Unternehmer in die Zukunft zu gehen. Die Themen Fachkräftemangel, die Pensionierung von mehr als einer Million Erwerbstätiger in den kommenden zehn Jahren sowie die Herausforderungen der Industrie 4.0, dem neuen digitalen Zeitalter, stellen sicherlich die grössten Herausforderungen dar. Eine Vorzeige-Volkswirtschaft wie die Schweiz ist nicht einfach so entstanden. Ich hoffe, wir haben den Mut vorwärts zu gehen und weiterhin unternehmerisch und vorausschauend zu handeln.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung heute?

Die Digitalisierung hat heute schon einen grossen Stellenwert. Ich glaube aber, dass das was wir heute damit bewältigen, in keinem Verhältnis zu dem steht, was hier noch auf uns zukommen wird. Es wird in absehbarer Zeit Berufe verändern oder gar überflüssig machen, hingegen auch Raum für Neues und neue Berufsbilder schaffen. Wir werden für Kunden Mehrwerte generieren können, an die wir heute noch nicht einmal denken. Ganz generell heisst es speziell für die heutige Generation der 30- bis 50-jährigen, zu der ich auch gehöre, dass wir sehr flexibel bleiben müssen. Wir müssen bereit sein, uns ganz neu auf Arbeitsprozesse einzulassen. Auch diese Entwicklung wird ihre Gewinner und ihre Verlierer zu Tage bringen.

Finden Sie genügend Fachleute für Ihre Herausforderungen?

Es wird zunehmend schwieriger, sehr gute und hochqualifizierte Fachleute in der Schweiz zu finden. Diese Herausforderung wird sich noch erschweren, da wie erwähnt viele Fachkräfte in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen werden. In Europa läuft es wirtschaftlich viel besser, die Zuwanderung ist rückläufig in der Schweiz. Viel Wert legen wir daher auf eine hohe Wertschätzung und sehr gute Arbeitsbedingungen. Wir von Apleona leisten uns daher auch eine eigene Academy, um unsere Mitarbeiter intern weiterzubilden. Personalmarketing wird zukünftig sicherlich an Bedeutung zunehmen. Wir müssen speziell unseren jungen Talenten und erfahrenen, älteren Fachspezialisten Sorge tragen. Parallel dazu braucht es ein staatliches Bildungssystem, welches die steigenden Bedürfnisse des FM-Marktes aufnimmt. Wir arbeiten eng mit Hochschulen und Verbänden zusammen, um hier für die Branche nachhaltige Bedingungen zu schaffen.

Worauf müssen Facility Manager heute besonders achten?

Ich denke wir müssen darauf achten, immer den Fokus und die Strategie des Kunden im Auge zu behalten. Diesen Fokus müssen wir mit dem technisch Machbaren abgleichen, um für den Kunden den optimalen Mehrwert zu generieren. Wichtig ist und bleibt es auch, den Kunden immer auf mögliche Optimierungen aufmerksam zu machen, sein verlässlicher Partner zu sein.

 

Veröffentlicht in der Fachzeitschrift “fmpro service” (Mai 2017).